Politik

Alles, was man wissen muss Antworten zur Beschneidung

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Muslime zelebrieren die Beschneidung als großes Fest. Doch für viele Jungen ist es eine Qual.

(Foto: REUTERS)

In einer Sondersitzung stimmt der Bundestag über eine Resolution zur religiösen Beschneidung ab. Die Abgeordneten wollen den Eingriff im Eiltempo legalisieren, schließlich geht es um die Religionsfreiheit. Doch was bedeutet es medizinisch eigentlich für einen Jungen, wenn er seine Vorhaut verliert?

Warum haben Jungen und Männer überhaupt eine Vorhaut?

Die Vorhaut schützt vor allem in den ersten Lebensjahren eines Jungen die empfindliche Eichel vor Verletzungen. Zunächst ist sie noch fest mit diesem Teil des Penis verbunden. Bis zum dritten Lebensjahr löst sie sich in der Regel hormonbedingt ab, bedeckt die Eichel aber weiterhin.

Wie läuft eine Beschneidung ab?

Die Deckhaut des Penis besteht aus zwei Schichten: den inneren und den äußeren Vorhautblättern. Normalerweise endet das innere Vorhautblatt unterhalb der Eichel. Das Äußere ist der Teil, der sie bedeckt und über sie hinaussteht. Bei einer Beschneidung werden nun beide Schichten des Penis auf Höhe der Kranzfurche durchtrennt, jener Furche unterhalb des Eichelansatzes. Das äußere Vorhautblatt wird gekürzt und mit dem Inneren vernäht. Die Eichel liegt nun frei.

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Ohne Narkose ist die Beschneidung ein brutaler Eingriff.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Ist die Operation schmerzhaft?

Wenn es um eine Beschneidung aus medizinischen Gründen geht, zum Beispiel weil die Vorhaut verengt ist, ist der Eingriff kaum mit Schmerzen verbunden. Er erfolgt unter Vollnarkose. Bei religiösen Beschneidungen ist das nicht grundsätzlich gegeben. Urologen warnen darum immer wieder davor, auf die Narkose zu verzichten. Bei der Vorhaut handelt es sich um höchstsensibles Gewebe. Jeder Schnitt ist mit massiven Schmerzen verbunden.

Kindern drohen aus diesem Grund auch Traumata. Das ist laut Urologen ein Grund dafür, dass religiöse Beschneidungen oft bei Babys vorgenommen werden. Sie nehmen den Eingriff noch nicht so bewusst wahr wie ein Zehn- oder gar Zwölfjähriger. Das Risiko für ein Trauma ist geringer. Doch auch Babys erleiden dieselben Schmerzen.

Welche Risiken birgt die Operation?

An der Unterseite des Penis verläuft eine Arterie, die die Vorhaut mit Blut versorgt. Starke Blutungen sind daher nach dem Eingriff möglich, zum Beispiel, wenn der Operierte allzu früh wieder Sport treibt. Auch zu Infektionen kann es wie bei jeder anderen Operation kommen, wenn der Arzt nicht steril arbeitet. Nach Angaben von Urologen tritt eine Blutung oder Infektion nach ungefähr jeder zehnten Beschneidung ein. Derartige Komplikationen  lassen sich in der Regel aber binnen zehn Tagen behandeln. Hinzu kommt das Narkoserisiko.

Die schlimmste denkbare Komplikation ist die Bildung von Nekrosen. Dabei stirbt Gewebe rund um die operierte Stelle herum ab. Wenn alles schiefläuft, kann nur eine Amputation des Penis den Patienten retten. Dieser Fall gilt aber als extrem unwahrscheinlich.

Gibt es medizinische Gründe, die für eine Beschneidung sprechen?

Urologen halten Beschneidungen für sinnvoll, vor allem aus hygienischen Gründen. Unter der Vorhaut lagert sich schnell Smegma ab, Drüsensekrete, Bakterien, Urin. Zum Teil mit krebserregenden Folgen.

Auch Humane Papillomviren (HPV Typ 16 und 18) haben diese Wirkung. Sie können, wenn Männer sexuell aktiv werden, Gebärmutterhalskrebs bei ihren Partnerinnen auslösen. Bei beschnittenen Männern ist das Risiko geringer.

Gibt es medizinische Gründe, die gegen eine Beschneidung sprechen?

Abgesehen von den zuvor beschriebenen Komplikationen durch den Eingriff hat eine Beschneidung keine gesundheitlichen Nachteile.

Wie wirkt sich eine Beschneidung auf das Sexualleben aus?

Da die Eichel nach dem Eingriff freiliegt, sinkt nach und nach die Sensibilität. Bei beschnittenen Männern treten Probleme wie der vorzeitige Samenerguss seltener auf.

Quelle: ntv.de, ieh

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