Hilfe für Krypto-Betrüger Anwälte erheben Klage gegen Argentiniens Präsident Milei
18.02.2025, 00:21 Uhr Artikel anhören
Milei sagt, er habe mit der Entwicklung der Kryptowährung nichts zu tun gehabt.
(Foto: AP)
"Rug pull" ist in der Kryptobranche ein Manöver, bei dem Betrüger erst Investorengelder einsammeln, bis der Wert einer Währung stark gestiegen ist und ihre Anteile dann verkaufen. Argentiniens Präsident Milei hat für so eine Kryptowährung geworben - jetzt droht ihm ein Impeachment-Verfahren.
Nach dem Zusammenbruch einer von ihm beworbenen Kryptowährung haben mehrere Anwälte und Oppositionspolitiker vor einem Strafgericht Klage wegen Betrugs gegen Argentiniens Präsident Javier Milei erhoben. Dies berichten mehrere Medien. Milei wird beschuldigt, eine Kryptowährung in den sozialen Medien beworben zu haben, deren Wert nur Stunden später einbrach. Richterin María Romilda Servini wird die Beschwerden untersuchen.
Milei selbst wies die Vorwürfe zurück, dass er das Projekt gefördert habe. "Ich habe nicht dafür geworben, ich habe es verbreitet", sagte Milei im Sender TN. Die Transaktionen oder der anschließende Zusammenbruch der Kryptowährung seien "ein Problem zwischen Privatpersonen". Der Staat spiele hierbei "keine Rolle". Er selbst habe "in gutem Glauben" gehandelt.
Milei hatte laut argentinischen Medienberichten am Freitagabend auf X auf das Projekt verwiesen, dessen Ziel darin bestehe, "durch die Finanzierung kleiner Unternehmen und argentinischer Unternehmer das Wachstum der argentinischen Wirtschaft anzukurbeln". Nur wenige Stunden später löschte Milei den Beitrag und erklärte, er habe sich entschieden, das Projekt nicht mehr zu bewerben, nachdem er mehr darüber erfahren habe. Kurz nach Mileis Werbung hatte die Kryptowährung einen Rekordkurs erreicht - und war dann abgestürzt.
Der Experte Javier Smaldone bezeichnete die Kryptowährung als "rug pull", eine weit verbreitete Art von Schneeballsystem in der Kryptobranche. Dabei werden mit einer neuen Kryptowährung möglichst viele Investoren angezogen. Sobald der Wert der Währung stark angestiegen ist, verkaufen die großen Anteilseigner ihre Anteile und die Währung bricht zusammen. Laut Smaldone dauerte dieser Prozess bei $LIBRA etwa zwei Stunden. "Der Gewinn liegt bei etwa 107 Millionen Dollar", sagte der Informatiker.
Opposition spricht von "Mega-Betrug"
Nach dem Zusammenbruch der Währung erklärte das argentinische Präsidialamt, angesichts der Ereignisse habe Milei selbst die Antikorruptionsbehörde OA eingeschaltet, "um zu untersuchen, ob ein Mitglied der Regierung einschließlich des Präsidenten missbräuchlich gehandelt hat". Milei sei in keiner Weise an der Entwicklung der Kryptowährung beteiligt gewesen. Eine Sondereinheit der OA werde zudem die Entstehung der Kryptowährung und alle damit im Zusammenhang stehenden Unternehmen und Personen untersuchen.
Die linke Oppositionspartei "Unidad Popular" wirft dem Staatspräsidenten vor, "Teil einer illegalen Vereinigung" zu sein, die einen "Mega-Betrug" begangen habe, der gleichzeitig "mehr als 40.000 Menschen mit Verlusten von mehr als 4 Milliarden Dollar" betroffen habe. Die Partei hat Berichten zufolge ein Amtsenthebungsverfahren angekündigt, für das Mileis Gegner im Abgeordnetenhaus und später im Senat eine Zweidrittelmehrheit bräuchten. Politbeobachter halten ein erfolgreiches Impeachment derzeit für unrealistisch. Mileis Partei hat zwar nur wenige Abgeordnete, kann sich jedoch auf Unterstützung von konservativen Parteien stützen.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa