Für schnelles Ende des Syrienkrieges Araber wollen Waffen liefern
07.10.2012, 08:46 Uhr
Die Aufständischen sind den Truppen ihrer Regierung bei weitem unterlegen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die USA sorgen sich um ein Übergreifen des Syrien-Konflikts auf die Türkei und andere benachbarte Staaten. Arabische Länder wollen alles für ein schnelles Ende des Bürgerkriegs tun und dazu auch das Risiko von Waffenlieferungen eingehen. Die Türkei schlägt unterdessen einen neuen Weg des politischen Übergangs für Syrien vor.
Saudi-Arabien und Katar würden die syrischen Rebellen gerne mit schweren Waffen unterstützen, tun dies aber wegen mangelnder Unterstützung aus Amerika bislang nicht. "Wir benötigen zunächst die Rückendeckung der USA, und am besten auch der UNO", sagte Katars Außen-Staatssekretär Chaled al-Attijah der "New York Times". Ein anderer arabischer Verantwortlicher sagte, die arabischen Staaten suchten nach Wegen, "dass diese Waffen nicht in die falschen Hände fallen".
Die syrischen Rebellen kämpfen bislang mit Handfeuerwaffen und erbeuteten Gewehren. Etwas größere Geschütze werden auf Autos geschraubt. Der gut ausgerüsteten syrischen Regierungsarmee sind sie damit hoffnungslos unterlegen.
Sorge vor Flächenbrand
Katar und Saudi-Arabien unterstützen die Rebellen regelmäßig mit Geld und leichten Waffen. Vor der Freigabe von schweren Waffen zögert die Regierung in Washington, weil sie fürchtet, dass diese in die Hände von Terroristen gelangen könnten.
Angesichts der könnten die USA aber umdenken. Die Tatsache, dass sich die beiden Länder gegenseitig beschössen, gebe Anlass zur Sorge, dass sich der Konflikt ausweite, sagte der US-Verteidigungsminister Leon Panetta.
Am Samstag waren am vierten Tag in Folge Granaten aus Syrien auf türkischem Gebiet gelandet. Die türkische Armee schoss abermals zurück. Regierungschef Tayyip Erdogan hatte am Freitag gedroht: "Wir haben kein Interesse an einem Krieg, aber wir sind auch nicht weit von einem Krieg entfernt." Die Nato stellte sich hinter die Türkei. Der tödliche Angriff auf das Grenzdorf Akcakale war auch vom UN-Sicherheitsrat aufs Schärfste verurteilt worden.
Außenminister schlägt Übergangslösung vor
Außenminister Ahmet Davutoglu sagte nun: "Jeder künftige Angriff auf die Türkei von woher auch immer wird zum Schweigen gebracht." Gleichzeitig brachte er eine neue Option für einen politischen Übergang ins Gespräch: Demnach könnte Syriens Vizepräsident Faruk al-Schara die Führung einer Übergangsregierung in Syrien übernehmen. Al-Schara sei "ein Mann der Vernunft und des Gewissens" und habe sich "nicht an den Massakern in Syrien beteiligt", sagte Davutoglu beim Fernsehsender TRT. Niemand kenne das System in Syrien besser als al-Schara. Zudem sei die syrische Opposition geneigt, diesen als künftigen Staatschef zu akzeptieren.
Al-Schara ist seit 2006 Stellvertreter von Präsident Baschar al-Assad. Im August hatte es Berichte über eine Desertion al-Scharas gegeben, die von Damaskus dementiert wurden. Nach Angaben aus der syrischen Opposition soll al-Schara aber unter Hausarrest stehen. Davutoglu zeigte sich überzeugt, dass sich der Vizepräsident weiterhin in Syrien aufhält.
Die Beziehungen zwischen Ankara und Damaskus hatten sich seit Beginn des Konflikts in Syrien im März 2011 kontinuierlich verschlechtert. Die Türkei unterstützt offen die syrischen Rebellen und fordert den Rücktritt Assads. In dem seit 18 Monaten anhaltenden Aufstand in Syrien gegen Präsident Baschar al-Assad sind nach Angaben der Vereinten Nationen bislang mehr als 30.000 Menschen getötet worden. Allein am Samstag starben laut Opposition landesweit mindestens 110 Menschen.
Quelle: ntv.de, che/rts/AFP