Dämpfer für die Regierung Aufgefallen mit Nazi-Vergleich: Connolly wird Irlands neue Präsidentin
25.10.2025, 22:09 Uhr Artikel anhören
Connolly hat nun begrenzte Befugnisse, etwa um Gesetze auf ihre Verfassungsmäßigkeit zu prüfen.
Die von einem Linksbündnis unterstützte Kandidatin Catherine Connolly gewinnt die Präsidentschaftswahl in Irland. Sie werde eine Präsidentin werden, die zuhört und sich zu Wort meldet, wenn nötig, so Connolly. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen.
Die linke Politikerin Catherine Connolly ist mit großer Mehrheit zur neuen Präsidentin Irlands gewählt worden. Die 68-jährige Unabhängige erhielt 63,4 Prozent der Stimmen. Ihre Gegenkandidatin, die ehemalige Ministerin Heather Humphreys, kam auf 29,5 Prozent.
Der Sieg der EU-Kritikerin Connolly in dem sonst überwiegend pro-europäischen Land galt als deutlicher Dämpfer für die erst kürzlich wiedergewählte Mitte-Rechts-Regierung. "Ich werde eine Präsidentin sein, die zuhört, die nachdenkt und die sich zu Wort meldet, wenn es nötig ist. Gemeinsam können wir eine neue Republik gestalten, die jeden achtet", sagte sie in ihrer Siegesrede im Dubliner Schloss.
Das auf sieben Jahre gewählte irische Staatsoberhaupt hat begrenzte Befugnisse, etwa um Gesetze auf ihre Verfassungsmäßigkeit zu prüfen. Die ehemalige Psychologin und Juristin Connolly gilt als scharfe Kritikerin der EU-Pläne zur Erhöhung der Militärausgaben und stellt die Vertrauenswürdigkeit der USA, Großbritanniens und Frankreichs wegen deren Haltung im Gaza-Krieg infrage.
Ihr Sieg wurde auch auf den schwachen Wahlkampf der beiden Regierungsparteien zurückgeführt. Das Ergebnis stärkt die Hoffnungen der zerstrittenen linken Opposition unter Führung von Sinn Fein, einen Block zu bilden, der die etwa 100-jährige Vorherrschaft der Mitte-Rechts-Parteien Fianna Fail und Fine Gael brechen könnte. Als Wermutstropfen dürfte gelten, dass Berichten zufolge sehr viele Stimmzettel aus Protest über den Mangel an weiteren Kandidaten ungültig gemacht wurden.
Nach Mary Robinson (1990 bis 1997) und Mary McAleese (1997 bis 2011) wird sie die dritte Frau im höchsten Amt in der Republik Irland sein. Sie folgt auf den 84 Jahre alten bisherigen Amtsinhaber, Michael D. Higgins, der zwei Amtszeiten im Áras an Uachtaráin, der Residenz des irischen Präsidenten in Dublin, verbrachte.
Vor Studierenden einer Universität in Dublin hatte Connolly im Wahlkampf die gegenwärtige deutsche Verteidigungspolitik mit der Aufrüstung von Nazi-Deutschland gleichgesetzt. Wörtlich sagte sie: "Mir scheint, da gibt es einige Parallelen zu den 30er Jahren. Ich möchte euch nicht deprimieren. Es gibt Hoffnung. Und wir haben Stimmen. Und wir können sie nutzen." Deutschland versuche, seine Wirtschaft "durch den militärisch-industriellen Komplex anzukurbeln".
Quelle: ntv.de, toh/rts/dpa