Verspätete Rafah-Öffnung Bericht: Hamas wollte verletzte Mitglieder aus Gazastreifen bringen
04.11.2023, 09:24 Uhr Artikel anhören
Am Mittwoch wurde der Grenzübergang Rafah nach Ägypten geöffnet.
(Foto: dpa)
Tagelang warten Hunderte Menschen, vor allem Ausländer und Doppelstaatler, am Grenzübergang Rafah, um aus dem umkämpften Gazastreifen auszureisen. Doch die Öffnung des Übergangs wird immer wieder verschoben. Eine Ursache soll der Versuch der Hamas gewesen sein, die Öffnung für eigene Leute zu nutzen.
Die radikalislamische Hamas soll versucht haben, zusammen mit Verwundeten, Ausländern und Doppelstaatlern, eigene Kämpfer aus dem Gazastreifen zu bringen. Das berichten die israelische Zeitung "Haaretz" und die "New York Times" übereinstimmend unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten US-Beamten.
Der hochrangige Beamte sagte demnach, die Hamas habe versucht, eigene Leute in Krankenwagen über Rafah aus dem Gazastreifen zu schmuggeln und so die Evakuierung ausländischer Staatsangehöriger zu verzögern. Die Hamas habe Ägypten und den USA eine Liste der Schwerverwundeten übermittelt, die sie zusammen mit Tausenden von Ausländern, die den Gazastreifen verlassen wollten, evakuieren wollte.
US-amerikanischen und ägyptischen Beamte stellten dabei fest, dass es sich bei einem Drittel der Namen um Hamas-Kämpfer handelte. Dies sei für die Vertreter Ägyptens, der USA und Israels inakzeptabel gewesen. Hamas sei aber zunächst dabei geblieben, Listen vorzulegen, auf denen auch eigene Kämpfer standen. Die Verhandlungen mit der Hamas seien laut US-Regierungsangaben indirekt geführt worden, mit Hilfe von Regierungsvertretern Katars. Schließlich habe die Hamas nachgegeben. Unter den 76 verwundeten Palästinensern, die schließlich evakuiert wurden, sei schließlich kein Hamas-Mitglied gewesen.
Bemühen um Feuerpause
Die Freilassung zweier US-amerikanischer Geiseln Anfang des Monats aus dem Gazastreifen diene als "Pilotprojekt" für die laufenden Verhandlungen zur Befreiung weiterer Geiseln, sagte der Beamte außerdem. "Es handelt sich hier um einen aktiven Prozess mit zahlreichen Bemühungen", der "unglaublich schwierig, komplex und zeitaufwändig" sei.
Jede Vereinbarung würde "eine ziemlich bedeutende Pause in den Feindseligkeiten" erfordern, so der Beamte, der damit an die Unterstützung der Regierung von US-Präsident Joe Biden für "vorübergehende und lokal begrenzte" humanitäre Feuerpausen anknüpfte. Israel hatte jedoch zuletzt einem entsprechenden Vorstoß von US-Außenminister Antony Blinken eine Absage erteilt. Als Bedingung für eine solche Feuerpause nannte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die Freilassung "unserer Geiseln".
Der Grenzübergang Rafah war am Mittwoch erstmals seit Beginn des Kriegs für Ausländer und Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft sowie Verletzte geöffnet worden. Hunderte Menschen konnten seitdem das umkämpfte Gebiet verlassen.
Quelle: ntv.de, sba