Satellitenbilder zeigen Vorstoß Israels Panzer pflügen durch den Gazastreifen
03.11.2023, 18:07 Uhr Artikel anhören
Zwei Satellitenaufnahmen des europäischen Erdbeobachtungssystems Copernicus vom Gazastreifen vom 1. November 2023 nebeneinander: In der rotstichigen Falschfarbenaufnahme treten die Spuren, die israelische Kampffahrzeuge hinterlassen haben, deutlich hervor.
Israel will den Gazastreifen von der Hamas "säubern". Aktuell nehmen die Streitkräfte das Zentrum im Norden, Gaza-Stadt, ins Visier. Satellitenaufnahmen zeigen, wie weit die Truppen vorgestoßen sind.
Israels Bodenoffensive im Gazastreifen ist in vollem Gange. Aktuell haben es die Streitkräfte darauf abgesehen, Gaza-Stadt in die Zange zu nehmen. Nach Angaben des israelischen Militärs soll die Stadt bereits umzingelt sein. Unabhängige Informationen dazu sind kaum zu bekommen. Zumindest für den Bereich südlich von Gaza-Stadt aber lassen sich die Behauptungen mit Aufnahmen aus dem europäischen Weltraumprogramm Copernicus bestätigen.
Im Vergleich zu früheren Bildern der Sentinel-Satelliten aus der Region werden deutliche Spuren von schwerem Gerät, vermutlich Kampffahrzeugen, erkennbar. Besonders deutlich treten die Veränderungen am Boden in den sogenannten Falschfarbenaufnahmen mit ihrem charakteristischen Rotstich hervor. Die aktuellsten Bilder mit einer klaren Sicht auf den Gazastreifen wurden am 1. November aufgenommen und ermöglichen einen objektiven Blick auf das Geschehen aus der Vogelperspektive.
Noch am 22. Oktober - als die Sentinel-Satelliten zuletzt einen leicht bewölkten Blick auf den Gazastreifen erhaschten - war von dem Vorrücken der Kampfeinheiten nichts zu sehen. Seither ist es den israelischen Streitkräften also offensichtlich gelungen, ausgehend vom östlichen Grenzstreifen nahe dem Ort Juhor a-Dik bis weit in das Landesinnere vorzudringen. Die Strecke bis zur Mittelmeerküste scheint fast überwunden. Von der Grenze bis zur Küste misst der Gazastreifen an dieser Stelle knapp sieben Kilometer.
Auch im Norden des abgeriegelten Palästinensergebietes sind israelische Kampfeinheiten ins Landesinnere vorgerückt. Vor allem im Nordwesten, entlang der Küste, sind die Truppenbewegungen gut dokumentiert und von verschiedenen Quellen belegt. Das ISW (Institute for the Study of War) geht derzeit davon aus, dass israelische Einheiten dort bisher um etwa fünf Kilometer ins Landesinnere vorstoßen konnten.

Satellitenbilder belegen den Vorstoß israelischer Streitkräfte im Gazastreifen.
(Foto: ESA/Sentinel Hub, OCHA, ntv.de, lst)
Weitere Offensiven und Einsätze finden nahe dem Grenzübergang Erez im Norden und am Stadtrand von Beit Hanun im Nordosten statt. Dort sehen sich die israelischen Soldaten jedoch immer wieder Angriffen aus den weitläufigen Tunnelsystemen der Hamas ausgesetzt. Das mindert die Aussichten der israelischen Armee auf schnelle Erfolge erheblich und ist einer der Gründe, warum Expertinnen und Experten befürchten, dass sich alle Beteiligten auf lange und blutige Kämpfe einstellen müssen.
Das erklärte Ziel der Israelis ist es, die Hamas zu zerstören. Die Bevölkerung im Gazastreifen wurde vor Beginn der Bodenoffensive aufgefordert, den Norden der Region zu verlassen und in ausgewiesenen humanitären Zonen im Süden Schutz zu suchen. Nach wie vor halten sich jedoch Zivilisten in den umkämpften Gebieten auf. Auch die Region unweit des Grenzübergangs Rafah wird immer wieder zum Ziel israelischer Luftangriffe.
Quelle: ntv.de, lst