Kür der Spitzenkandidatin Berliner Grüne überraschen mit Jarasch
05.10.2020, 17:17 Uhr
Jarasch zieht für die Grünen in den Kampf um das Berliner Rathaus. Gegnerin könnte Bundesfamilienministerin Giffey werden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Lange Zeit schien die Frage nach der Spitzenkandidatur für die Abgeordnetenhauswahl im kommenden Jahr auf eine Entscheidung zwischen Wirtschaftssenatorin Pop und Fraktionschefin Kapek hinauszulaufen. Doch die Partei entscheidet sich für eine alte Bekannte. Sie könnte die erste Bürgermeisterin Berlins werden.
Rund ein Jahr vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im Herbst 2021 hat die Berliner Grünen-Spitze die frühere Landeschefin Bettina Jarasch als Spitzenkandidatin vorgeschlagen. Wie die Partei weiter mitteilte, soll Jarasch bei einem Parteitag am 28. November als Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin Berlins bestätigt werden. Somit verzichten Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und Fraktionsvorsitzende Antje Kapek überraschenderweise auf eine Kandidatur.
"Mehr Berlin in einer Person geht kaum", erklärte Pop. Nun lobte sie Jarasch als "die beste Kandidatin, um neue Bündnisse für die Zukunft zu schmieden". Jarasch selbst sieht ihre Kandidatur als "historische Chance". Erstmals in der 40-jährigen Parteigeschichte sei das Rote Rathaus für Bündnis 90/Die Grünen greifbar, erklärte sie. Sollten die Grünen mit Jarasch erfolgreich sein, wäre die 51-Jährige die erste Frau an der Spitze der Berliner Regierung, und das Amt ginge erstmals an die Grünen.
"Die großen Fragen unserer Zeit können wir nur mit einem neuen Bündnis für die Zukunft lösen", hatte es zuvor aus der Grünen-Parteispitze geheißen. Der Vorschlag werde vom gesamten Landesvorstand sowie dem Fraktionsvorstand und allen Regierungsmitgliedern getragen. Die Grünen sind damit die erste der Berliner Parteien, die mit ihrem Vorschlag für das Amt des Regierenden Bürgermeisters an die Öffentlichkeit geht. "Die Berliner haben angesichts der Corona-Krise ein Recht darauf, frühzeitig zu erfahren, wer künftig Verantwortung für ganz Berlin übernehmen will", hieß es aus der Partei.
In der jüngsten Umfrage von Infratest dimap vom 23. September im Auftrag des RBB und der "Berliner Morgenpost" waren die Grünen in Berlin mit 26 Prozent die stärkste Kraft. Es folgten die CDU mit 22 Prozent sowie SPD und Linke mit jeweils 15 Prozent.
Derzeit regiert in Berlin eine rot-rot-grüne Koalition unter Führung der SPD. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller tritt aller Voraussicht nach nicht erneut an und strebt stattdessen in den Bundestag. Seine Nachfolger an der Spitze der Landes-SPD werden Bundesfamilienministerin Franziska Giffey und Fraktionschef Raed Saleh. Giffey wird zudem als Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl gehandelt. Einen konkreten Wahltermin gibt es noch nicht.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa