Staatstrauer nach Dorf-Massaker Bewaffnete töten mehr als 100 Burkiner
05.06.2021, 20:00 Uhr
Präsident Roch Kaboré ordnete eine dreitägige Staatstrauer an, den Tätern gegenüber kündigte er Vergeltung an.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Monat um Monat werden schreckliche Nachrichten aus Burkina Faso laut. In der Nacht auf den Samstag werden nun mindestens 100 Dorfbewohner umgebracht. Es ist der Angriff mit den meisten Todesopfern seit Jahren.
Bei einem Überfall im westafrikanischen Burkina Faso sind mehr als 100 Menschen getötet worden. Der "barbarische Angriff" habe sich in der Nacht von Freitag auf Samstag ereignet, teilte der Präsident Roch Kaboré auf Facebook mit. Bewaffnete hätten das Dorf Solhan in der nördlich gelegenen Sahel-Region angegriffen, hieß es weiter. Es ist der Angriff mit den meisten Todesopfern seit Jahren.
Der staatlichen Nachrichtenagentur AIB zufolge wurden die Menschen regelrecht "exekutiert". Demnach sollen die Angreifer auch Gebäude und den Markt in Brand gesetzt haben. Auch könne die Zahl der Opfer weiter steigen, meldete AIB.
Er habe eine dreitägige Staatstrauer angeordnet, sagte Kaboré. Sicherheitskräfte seien bereits unterwegs, um die Täter der "schändlichen" Tat aufzuspüren und "außer Gefecht zu setzen". Über die Identität und das Motiv der Täter gab es keine weiteren Informationen.
Oft trifft es Dorfbewohner
Burkina Faso liegt in der Sahelzone - einem Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt. Dort sind bewaffnete Gruppen aktiv, von denen einige dem Islamischen Staat oder Al-Kaida die Treue geschworen haben. Burkina Faso blieb lange von Attacken verschont, doch stieg ihre Zahl seit 2015 deutlich an. Regelmäßig ereignen sich Gewalttaten und Überfälle mit vielen Todesopfern in dem Land mit rund 20 Millionen Einwohnern.
Erst Mitte Mai waren bei einem Überfall während einer Taufe mindestens 15 Menschen getötet worden. Der Angriff ereignete sich ebenfalls in einem Dorf in der nördlich gelegenen Region Sahel. Das Motiv und die Identität der Angreifer waren auch damals zunächst unklar.
Anfang Mai waren mindestens 30 Menschen in einem Dorf in der Provinz Komandjari getötet worden. Ein Bewohner schilderte damals, dass rund 100 islamische Extremisten auf Motorrädern und Pick-ups in das Dorf gekommen seien. Ende April wurden zwei Spanier und ein Ire bei einem Anschlag auf einen Militärkonvoi getötet, vermutlich von Dschihadisten. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind mittlerweile mehr als 1,2 Millionen Menschen aus Burkina Faso im eigenen Land auf der Flucht.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa