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Nach neuen Rückzugsforderungen Biden wird deutlich: "Ich bleibe im Rennen"

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(Foto: REUTERS)

Nach dem TV-Debakel gegen Donald Trump wachsen die Zweifel, ob Joe Biden mit seinen 81 Jahren einer erneuten Präsidentschaftskandidatur gewachsen ist. Anstalten zum Rückzug macht Biden allerdings nicht. Bei einem Wahlkampfauftritt geht er in die Offensive - und verspricht sich dabei erneut.

Angesichts der Debatte um seine Eignung für eine zweite Amtszeit ist US-Präsident Joe Biden in einer Rede vor Anhängern in die Offensive gegangen: "Ich bleibe im Rennen. Ich werde Donald Trump schlagen", sagte Biden bei einem Wahlkampfauftritt im US-Bundesstaat Wisconsin, einem der Schlüsselstaaten bei der Präsidentschaftswahl. Dann unterlief ihm allerdings ein weiterer Patzer: "Ich werde ihn 2020 erneut schlagen", sagte Biden. "Übrigens, wir werden es 2024 wieder tun", korrigierte er sich direkt im Anschluss. "Ich bin Kandidat und ich werde erneut gewinnen", bekräftigte er vor einigen Hundert Anhängern.

"Es gibt Leute, die sich nicht um Eure Stimmen scheren", sagte Biden mit Verweis auf die Vorwahlen der Demokraten, die er klar gewonnen hatte. "Sie versuchen, mich hinauszudrängen. Lasst mich ganz klar sagen: Ich bleibe im Rennen" um das Weiße Haus, bekräftigte er. In den letzten Tagen hatte Biden zwar durchblicken lassen, dass er sich fit genug für eine zweite Amtszeit fühle. So deutlich wie jetzt hatte er sich allerdings bislang nicht zu den lauter werdenden Rückzugsforderungen geäußert.

Der 81-jährige griff in seiner Rede Trump an und machte sich über ihn lustig. Der ehemalige Präsident habe einmal gesagt, dass George Washingtons Armee die amerikanische Revolution gewonnen habe, indem sie den Briten die Kontrolle über die Flughäfen entrissen habe. Unter dem Gelächter der Menge fuhr Biden fort: "Da habe ich mich wohl verhört."

Nach dem Auftritt in Wisconsin war ein TV-Interview geplant, mit dem Biden seinen verpatzten Auftritt im TV-Duell wettmachen will. Aus Kreisen des Präsidenten verlautete, er habe sich auf das Interview mit dem Journalisten George Stephanopoulos des amerikanischen Fernsehsenders ABC intensiv vorbereitet. Es sollte im Anschluss an die Wahlkampfveranstaltung in Madison aufgezeichnet werden. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte, für das Interview würden Millionen Zuschauer erwartet. Es soll am Freitagabend (Ortszeit, 2:00 Uhr MEZ) in voller Länge ausgestrahlt werden.

Demokraten und ihre Unterstützer fordern offen Bidens Rückzug

Mindestens drei Demokraten im Repräsentantenhaus haben inzwischen öffentlich gefordert, dass Biden seine Kandidatur aufgibt. Der Abgeordnete Seth Moulton aus Massachusetts äußerte seine Bedenken in einem Radiointerview am Donnerstag und schloss sich den Abgeordneten Lloyd Doggett aus Texas und Raúl Grijalva aus Arizona an. "Präsident Biden hat unserem Land einen enormen Dienst erwiesen", sagte Moulton dem Radiosender WBUR. Jetzt sei es jedoch an der Zeit für neue Führungspersönlichkeiten.

Die Gouverneurin von Massachusetts, Maura Healey, ging zwar nicht so weit, sagte aber am Freitag in einer vorsichtig formulierten Mitteilung, dass Biden nun eine Entscheidung über "den besten Weg nach vor" treffen müsse. Auch Großspender hätten sich inzwischen von Biden abgewendet, berichten der Sender NBC und die "New York Times". Unter ihnen sei die Disney-Erbin Abigail Disney, die ihre Gelder so lange zurückhalten wolle, bis Biden sich aus dem Rennen zurückziehe.

Laut "Washington Post" hätte zudem eine Gruppe von US-Führungskräften Biden in einem offenen Brief dazu aufgefordert, seine Bewerbung für eine zweite Amtszeit aufzugeben. 168 Mitglieder des Leadership Now Project hätten das Schreiben unterzeichnet. "Wir fordern Sie respektvoll auf, sich als Kandidat für die Wiederwahl zurückzuziehen, um unserer Demokratie und der Zukunft unserer Nation willen", erklärten damit etwa Tom Florsheim, CEO der Weyco Group, der Milliardär Mike Novogratz sowie Christy Walton, die milliardenschwere Schwiegertochter des Walmart-Gründers.

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Das Leadership Now Project beschreibt sich selbst als überparteiliche Organisation, die sich dem Schutz und der Verbesserung der Demokratie sowie der Wirtschaft der USA verschrieben hat. Ihre Direktorin Daniella Ballou-Aares sagte der Zeitung zufolge noch am Donnerstag dem Sender CNN, sie gehe davon aus, dass die Mitglieder Biden weiter unterstützen dürften.

Biden hat die Präsidentschaftskandidatur für seine Partei eigentlich sicher - offiziell soll er beim Parteitag der Demokraten in Chicago im August gekürt werden. Bei den Vorwahlen hat der US-Präsident die nötigen Delegiertenstimmen dafür gesammelt. Nennenswerte Konkurrenz hatte er im Vorwahlkampf nicht.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/AP/rts

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