"Gewisse Paranoia verspürt"Bolsonaro erklärt Fußfessel-Beschädigung mit Halluzinationen

Während er unter Hausarrest steht, schmort Brasiliens Ex-Präsident Bolsonaro seine Fußfessel mit einem Lötkolben an. Sein Verhalten begründet er zunächst mit Neugier. Doch vor Gericht ändert der Rechtspopulist seine Aussage.
Der wegen Putschplänen zu langjähriger Haft verurteilte brasilianische Ex-Präsident Jair Bolsonaro hat seine Fußfessel nach eigenen Angaben in einem Zustand geistiger Verwirrtheit beschädigt. Bolsonaro gab vor dem Obersten Gericht an, er habe zwischen Freitag und Samstag wegen der Einnahme von Medikamenten "eine gewisse Paranoia verspürt", wie es in einem Gerichtsdokument hieß. Er habe "Halluzinationen" gehabt und geglaubt, in der elektronischen Fußfessel befinde sich ein Abhörgerät. Der 70-Jährige beteuerte laut dem Gerichtsdokument aber, "er habe keinerlei Absicht gehabt zu fliehen".
In einem am Samstag veröffentlichten Video hatte Bolsonaro noch gesagt, er habe aus "Neugierde" einen Lötkolben an seine Fußfessel gehalten. In dem Video war das stark beschädigte und Brandspuren aufweisende Gerät zu sehen, das sich jedoch noch immer am Knöchel des Ex-Präsidenten befand.
Bolsonaro war nach der Beschädigung seiner elektronischen Fußfessel wegen Fluchtgefahr in Haft genommen worden. Auf Anweisung des Obersten Gerichts wurde er vom Hausarrest ins Gefängnis verlegt. Das Gericht hatte den ultrarechten früheren Staatschef im September wegen eines geplanten Umsturzes zu mehr als 27 Jahren Gefängnis verurteilt. Vor wenigen Tagen hatte das Oberste Gericht Bolsonaros Berufung gegen das Urteil abgewiesen.
Bolsonaro, der Brasilien von 2019 bis 2022 regierte, war schuldig gesprochen worden, eine "kriminelle Organisation" angeführt zu haben, die seine Wahlniederlage von 2022 gegen den heutigen linksgerichteten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva kippen wollte.
Das Oberste Gericht gelangte zu dem Schluss, dass er seine Anhänger zur Erstürmung des Obersten Gerichts, des Präsidentenpalastes und des Kongresses in der Hauptstadt Brasília am 8. Januar 2023 angestiftet hatte. Hunderte Unterstützer Bolsonaros waren damals in die Gebäude eingedrungen und hatten dort schwere Verwüstungen angerichtet. Die Szenen der Gewalt erinnerten an den Angriff von Anhängern des damals abgewählten US-Präsidenten Donald Trump auf das Kapitol in Washington zwei Jahre zuvor.
Der frühere brasilianische Staatschef befand sich seit August im Hausarrest. Am Freitag hatten seine Anwälte beantragt, dass er auch seine Haftstrafe im Hausarrest absitzen kann. Zur Begründung argumentierten sie, eine Haft gefährde die Gesundheit des 70-Jährigen.