Dutzende Menschen sterben Bomben treffen Klinik in Aleppo
28.04.2016, 14:55 Uhr
Krankenhäuser sind als Kriegsziel tabu. Dennoch wird eine Klinik in Aleppo bombardiert. Es sterben Dutzende Menschen, unter ihnen Kinder.
Bei Angriffen sowohl der Regierungstruppen als auch der Aufständischen wurden in der Nacht zum Donnerstag sowie am Vormittag fast 70 Menschen getötet, wie Aktivisten mitteilten. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura drängte die USA und Russland zu einer neuen Initiative für eine Feuerpause.
Allein in der Nacht seien durch Angriffe der Regierungstruppen auf ein Krankenhaus und einen Wohnkomplex im Viertel Sukkari 30 Menschen getötet worden, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Darunter sollen auch Kinder sein. Der Bezirk wird von den Rebellen gehalten. Unter den Toten waren demnach auch der letzte in den Rebellenvierteln praktizierende Kinderarzt sowie ein Zahnarzt und drei Krankenschwestern. Auch Ärzte ohne Grenzen berichtete von drei toten Ärzten.
Am Donnerstagvormittag dann gab es in beiden Teilen der umkämpften Stadt sowohl neue Angriffe der Regierungstruppen als auch der Rebellen auf gegnerische Viertel. Dabei wurden insgesamt 38 Zivilisten getötet, wie die in dem Bürgerkriegsland umfangreich vernetzte Beobachtungsstelle mitteilte. Die Angaben der Organisation sind allerdings von unabhängiger Seite kaum überprüfbar.
Weitere Menschen vermisst
Das Bombardement des Krankenhauses traf den Rettungshelfern zufolge auch umliegende Gebäude, in dem medizinisches Personal untergebracht war. Es würden noch Menschen unter den Trümmern vermisst. Bisher ist unklar, wer für die Angriffe verantwortlich war. In den vergangenen Monaten wurden der syrischen Regierung sowie Russland wiederholt gezielte Angriffe auf Kliniken vorgeworfen.
Die seit Ende Februar geltende Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland Syrien ist zuletzt immer brüchiger geworden. Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge sind seit vergangenen Freitag insgesamt 139 Zivilisten bei Angriffen von Regimekräften und Rebellen in Aleppo umgekommen. Human Rights Watch (HRW) schätzte die Zahl auf 89 Zivilisten.
Die Feuerpause sei "in großer Gefahr und kann jederzeit kollabieren", warnte der UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Staffan de Mistura. Die Regimegegner machen für den Anstieg der Gewalt die Regierung verantwortlich. Aus Protest reisten die Vertreter der Opposition Ende vergangener Woche von den Friedensgesprächen in Genf ab.
Quelle: ntv.de, rpe/nsc/AFP/dpa