Schlag gegen Mays Brexit-Pläne Britisches Parlament erzwingt Veto-Recht
13.12.2017, 20:41 Uhr
Premierministerin Theresa May kassierte in einer Parlamentsabstimmung eine herbe Niederlage.
(Foto: imago/i Images)
Premierministerin May weht aus dem eigenen Lager ein rauher Wind entgegen. In einer Abstimmung sichert sich das britische Parlament ein Veto-Recht über das Brexit-Abkommen. Mehrere Politiker aus der Regierungsfraktion schlagen sich darin auf die Seite der Opposition.
Das britische Parlament hat sich gegen den Willen der Regierung von Premierministerin Theresa May ein Veto-Recht über das Brexit-Abkommen gesichert. Bei der Abstimmung über einen Änderungsantrag zum EU-Austrittsgesetz stimmten mehrere Rebellen aus der Regierungsfraktion gemeinsam mit der Opposition ab und brachten May ihre erste Niederlage im Parlament bei. Der Änderungsantrag wurde mit 309 Stimmen angenommen, nur 305 Abgeordnete stimmten mit der Regierung ab.
Die britische Regierungschefin kommt damit weiter unter Druck, diesmal von der EU-freundlichen Seite in ihrer Fraktion. May regiert mit einer hauchdünnen Mehrheit von nur sieben Mandaten. Der geänderte Text des Gesetzentwurfs zwingt die Regierung, ein Abkommen über den EU-Austritt mit Brüssel durch ein Gesetzgebungsverfahren im Parlament absegnen zu lassen. Die Parlamentarier wollen sich damit mehr Einfluss auf die Brexit-Verhandlungen in Brüssel sichern.
Brexit-Minister David Davis versuchte noch am Mittwochmorgen in einem Schreiben, die Tory-Rebellen zu besänftigen und versprach ihnen eine "bedeutende Abstimmung" über das Abkommen. Brexit-Hardliner warfen der EU-freundlichen Gruppe unter Führung des ehemaligen Generalstaatsanwalts und konservativen Abgeordneten Dominic Grieve vor, das ganze EU-Austrittsgesetz behindern zu wollen. Bis zuletzt hatte die Regierung versucht, die Rebellen auf Linie zu bringen. Doch auf einen Kompromissvorschlag in letzter Minute sagte ein verbittert wirkender Grieve: "Es ist zu spät."
Abgeordnete Anna Soubry von den Konservativen sagte dem "Guardian" vor dem Abstimmungsergebnis: "Es kommt die Zeit, in der du die Differenzen mit anderen und die Loyalität zur eigenen Partei beiseite legen musst. Man muss sich klar werden, woran man glaubt. Diese Zeit ist womöglich gekommen."
Mit dem EU-Austrittsgesetz soll die Grundlage für die Geltung von EU-Recht in Großbritannien beendet werden. Gleichzeitig sollen damit alle EU-Vorschriften in nationales Recht übertragen werden, damit beim Austritt kein Chaos entsteht. May muss mit weiteren Niederlagen in den kommenden Wochen rechnen. Zu dem Gesetz waren Hunderte Änderungsanträge eingebracht worden.
Quelle: ntv.de, mba/dpa