Politik

Weder Strom noch Gas Bürgermeister von Butscha bittet um Hilfe

"Wenn Sie können, kommen Sie zurück!" Mit diesen Worten wendet sich der Bürgermeister von Butscha an Ärzte und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. In einer Videobotschaft schildert er außerdem, wie sich die Straßen seiner Stadt "in ein Konzentrationslager" umgewandelt hätten.

Wenige Tage nach Bekanntwerden eines Massakers an Zivilisten hat der Bürgermeister der zerstörten ukrainischen Kleinstadt Butscha um Hilfe gebeten. Er bitte insbesondere Ärzte und Mitarbeiter verschiedener Versorgungsunternehmen, nach Butscha zurückzukehren, sagte Anatoli Fedoruk in einer Videobotschaft.

Derzeit gebe es in dem Vorort der Hauptstadt Kiew weder Strom noch Gas, doch diese kritische Infrastruktur solle mithilfe von Spezialisten schnellstmöglich wiederhergestellt werden. "Wenn Sie können, kommen Sie zurück!" Die Bilder aus Butscha, wo nach dem Abzug russischer Truppen viele Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden wurden, sorgen seit dem vergangenen Wochenende weltweit für Entsetzen.

Die Ukraine ist überzeugt, dass russische Soldaten in der kleinen Stadt schwere Kriegsverbrechen begangen haben. "Meine Leute wurden aus Spaß oder aus Wut erschossen", sagte Fedoruk der italienischen Zeitung "Corriere della Sera". "Die Russen haben auf alles geschossen, was sich bewegt hat: Passanten, Leute auf Fahrrädern, Autos mit der Aufschrift 'Kinder'. Butscha ist die Rache der Russen für den ukrainischen Widerstand." Weil Russland militärisch nicht weitergekommen sei, "wurde eine Safari auf Zivilisten organisiert", meinte er. Teile der Stadt seien "in ein Konzentrationslager umgewandelt worden" ohne Essen und Wasser. "Wer sich da rauswagte, um Nahrung zu suchen, der wurde erschossen."

Moskau streitet das ab und behauptet, die Stadt bereits am 30. März verlassen zu haben. Russland wirft den Ukrainern Vertuschung vor. Fedoruk etwa habe in seiner ersten Nachricht am 1. April über die Befreiung Butschas die vielen Leichen noch nicht erwähnt. "Absurd", sagte der Bürgermeister dazu "Corriere della Sera".

"Die Stadt war über Wochen von der Außenwelt abgeschlossen. Erst als wir sie befreit hatten, konnten wir sehen, was passiert ist, und die Ausmaße des Horrors begreifen. Sobald ich das gesehen habe, hab ich es erzählt." Am Montag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Butscha besucht und von einem "Völkermord" gesprochen.

Quelle: ntv.de, jki/dpa

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen