Niedrigster Stand seit 2018 Bundesregierung verfehlt ihr Wohnungsbauziel deutlich
10.03.2023, 10:26 Uhr
Es wird gebaut, nur reicht das nach aktuellem Stand nicht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mittelfristig will die Bundesregierung 400.000 neue Wohnungen pro Jahr schaffen. 2022 hat das nicht geklappt, zeigt eine Auswertung. Stattdessen bewegt sie sich auf dem Niveau von 2018. Grund dafür ist nicht nur der Fachkräftemangel.
Im Jahr 2022 wurde in Deutschland der Bau von 354.400 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, waren das 6,9 Prozent oder 26.300 Wohnungen weniger als im Jahr 2021. Niedriger als im Jahr 2022 war die Zahl der Baugenehmigungen zuletzt 2018 mit 346.800 Wohnungen. In den Zahlen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.
Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, mittelfristig 400.000 neue Wohnungen pro Jahr in Deutschland zu schaffen. "Zum Rückgang der Bauvorhaben im Jahr 2022 beigetragen haben dürften vor allem Materialmangel und hohe Kosten für Baumaterialien, Fachkräftemangel am Bau und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen", erklärte Destatis.
Die negative Entwicklung hat sich im Jahresverlauf 2022 verstärkt. Seit Mai wurden durchgängig weniger Anträge für neu zu errichtende Wohnungen genehmigt als im jeweiligen Vorjahresmonat. Wurden im Januar noch 9,4 Prozent Wohnungen mehr genehmigt als im Vorjahresmonat, so waren es im August schon 10,5 Prozent Wohnungen weniger als ein Jahr zuvor.
Wohnraummangel so groß wie seit 30 Jahren nicht
Etwa 63 Prozent der Neubauwohnungen in Deutschland entstehen in Mehrfamilienhäusern. Im Dezember wurden in neu zu errichtenden Mehrfamilienhäusern nur 19.200 Wohnungen genehmigt, das waren 19,3 Prozent oder 4.600 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat. "Üblicherweise werden im Dezember besonders viele Mehrfamilienhäuser genehmigt", erläuterte Destatis.
Ob sich die Lage beruhigt, ist noch offen. In einem Interview mit web.de betonte Bundesbauministerin Klara Geywitz bereits vergangenen Januar, dass das erklärte Neubauziel von 400.000 Wohnungen wohl erst 2024 erreichbar sei. Als Gründe für das Verfehlen der Ziele nannte sie steigende Zinsen und Lieferengpässe.
In Deutschland ist der Wohnraummangel so groß wie seit 30 Jahren nicht mehr. Deutschlandweit „fehlen 700.000 Wohnungen“, sagte Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes, im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Mehr als jeder Zehnte lebt auf überbelegtem Wohnraum, meldete das Statistische Bundesamt im vergangenen Jahr. Kinder seien davon besonders betroffen.
Quelle: ntv.de, tkr/DJ