Neue Soldatinnen gesucht Bundeswehr zieht minderjährige Rekruten an
31.03.2024, 07:08 Uhr Artikel anhören
Bundeswehrrekruten und -Rekrutinnen stehen in Reih und Glied beim feierlichen Gelöbnis einer Vereidigungs-Zeremonie.
(Foto: picture alliance/dpa)
Krieg und Krisenherde machen die Entscheidung, Soldat oder Soldatin zu werden, noch schwerer. Eine aktuelle Statistik der Bundeswehr zeigt jedoch: Gerade junge Leute schreckt das nicht ab. Insgesamt ist die Bewerberzahl im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, wobei der Frauenanteil zurückgeht.
Die Bundeswehr hat im vergangenen Jahr rund 18.800 neue Soldatinnen und Soldaten eingestellt. Dabei ist der Anteil Minderjähriger unter den Rekruten erneut gestiegen: 1996 Soldaten waren zum Zeitpunkt ihrer Einstellung erst 17 Jahre alt. Das entspricht einem Anteil von 10,6 Prozent nach 9,4 Prozent im Vorjahr. Das geht aus einer Übersicht hervor, die das Bundesverteidigungsministerium auf Anfrage mitgeteilt hat.
SPD, Grüne und FDP hatten im Koalitionsvertrag im Bund vereinbart, dass Ausbildung und Dienst an der Waffe volljährigen Soldatinnen und Soldaten vorbehalten sein sollen. Das Verteidigungsministerium erklärte nun, dass 17 Jahre alte Bewerber nur dann eingestellt würden, "wenn sie ein umfassendes physisches und psychologisches Eignungstestverfahren bestehen". Die militärische Ausbildung berücksichtige zudem umfangreiche Schutzregelungen für die Minderjährigen: "Konkret heißt das: keine Teilnahme an Wachdiensten oder Auslandseinsätzen, Gebrauch der Waffe nur für Ausbildungszwecke."
Insgesamt haben im vergangenen Jahr 15.935 Männer und 2867 Frauen den Dienst bei der Bundeswehr angetreten, in Summe also 18.802 Rekruten. Das sind minimal mehr als im Jahr zuvor: 2022, im Jahr des russischen Angriffs auf die Ukraine, war die Zahl der neuen Rekruten um rund zwölf Prozent auf 18.775 gestiegen. Das Vor-Corona-Niveau wurde damit jedoch nicht erreicht. Im Jahr 2019 hatten 20.170 Soldaten ihren Dienst aufgenommen.
Von den 4356 Rekruten, die 2023 aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen neu eingestellt worden sind, war etwa jeder zehnte zu dem Zeitpunkt erst 17 Jahre alt. NRW, das rund ein Viertel der gut 18.800 bundesweiten Neueinstellungen stellt, liegt damit im Bundesschnitt.
In Niedersachsen ist die Zahl der neuen Soldatinnen und Soldaten zuletzt aber zurückgegangen. Aus dem Bundesland wurden 1895 Männer und 379 Frauen eingestellt, insgesamt also 2274 Rekruten. Ein Jahr zuvor waren noch 2463 Rekruten aus Niedersachsen gezählt worden. Während der Frauenanteil im Vergleich zum Vorjahr leicht von 18 auf 17 Prozent zurückging, legte der Anteil Minderjähriger etwas zu - von 7 auf 8 Prozent. Im Jahr 2023 waren 181 niedersächsische Rekruten erst 17 Jahre alt. Damit liegt Niedersachsen unter dem bundesweiten Wert.
Auch in Schleswig-Holstein ist die Zahl der Rekruten 2023 gesunken. Die Bundeswehr hat dort 823 Männer und 155 Frauen als Rekruten angeworben. Das waren weniger als 2022 mit 920 Männern und 187 Frauen. 2021 lagen die Zahlen bei 679 Männern und 144 Frauen.
Dringend neue Soldatinnen gesucht
Der Frauenanteil ging mit nun 15 Prozent nach einem Anstieg im Vorjahr auf 17 Prozent wieder etwas zurück. Auch 2019 hatte der Frauenanteil bei 15 Prozent gelegen. Nicht volljährige Frauen meldeten sich den Angaben des Verteidigungsministeriums zufolge 2023 gar nicht zum Bund. Auch am Beispiel Hamburgs wird dies deutlich.
Die Zahl junger Hamburgerinnen, die im vergangenen Jahr ihren Dienst bei der Bundeswehr angetreten haben, ist deutlich gesunken. Wurden 2022 noch 232 Soldaten und 59 Soldatinnen aus der Hansestadt neu eingestellt, waren es im vergangenen Jahr insgesamt nur 276. Während die Zahl der Männer mit 232 unverändert blieb, entschieden sich mit nur 44 Frauen weniger Hanseatinnen für Ausbildung und Dienst an der Waffe.
Die Zahl der bei der Einstellung noch minderjährigen Hamburgerinnen und Hamburger ging demnach noch deutlicher zurück: von 28 männlichen und 2 weiblichen 17-Jährigen im Jahr 2022 auf nur noch 17 junge Männer im vergangenen Jahr.
Quelle: ntv.de, gut/dpa