"Finanziell entlasten" CDU-Oberbürgermeister will Schüler eigene Schulen putzen lassen
07.10.2025, 10:06 Uhr Artikel anhören
Im Kultusministerium des Landes lehnt man eine "professionelle Reinigung" durch Schüler ab.
(Foto: picture alliance / SZ Photo)
Die Kommunen in Deutschland stecken fast durchweg in der Haushaltskrise. Ein Oberbürgermeister in Baden-Württemberg will nun Schüler die eigenen Räumlichkeiten putzen lassen - um Kosten zu sparen. Bei den Betroffenen kommt das allerdings gar nicht gut an.
Die Kehrwoche könnte in Baden-Württemberg bald eine neue Bedeutung erhalten: Der Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold will Schüler zukünftig an der Reinigung ihrer eigenen Räumlichkeiten beteiligen. "Ich wäre dafür, dass das wieder eingeführt wird in den Klassenräumen. Das würde uns finanziell entlasten und würde vielleicht ein Stück Verantwortung wieder zurückgeben an die Schülerinnen und Schüler und an die Lehrer", sagte der CDU-Politiker dem SWR.
Seine Stadt gebe derzeit 4,5 Millionen für die Reinigung von Kitas, Schulen und weiteren öffentlichen Gebäuden aus, so Arnold. Er verwies diesbezüglich auf die angespannte Haushaltslage der Kommunen. Früher sei das im Übrigen weitverbreitet gewesen, dass Schüler selbst zum Besen greifen, so der Kommunalpolitiker. Damals hätten die Schüler freitags und samstags noch die Tafeln geputzt und den Boden in der Schule gekehrt.
Das baden-württembergische Kultusministerium äußerte sich zurückhaltend zu dem Vorschlag. "Insbesondere ist es auch möglich, den Schülerinnen und Schülern als pädagogische Maßnahme die Beseitigung mutwilliger Verschmutzungen aufzuerlegen", so der Sprecher laut SWR. Er stellte aber klar, es sei nicht die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler, "eine professionelle Reinigung der Schule durchzuführen, geschweige denn, eine solche zu ersetzen. Dies gebieten allein schon die gängigen Hygienevorschriften."
Auch nach dem Unterricht sei das Putzen der Klassenzimmer nicht möglich, weil die Schüler ihre meistens knapp getakteten Busse erreichen müssten, so der Landesschülerbeirat. Der Vorschlag spare vor allem an der Zukunft: "Anstatt in Bildung zu investieren, sollen Kinder und Jugendliche ihre Klassenzimmer selbst putzen, statt Mathe oder Deutsch zu lernen oder eigenverantwortlich ihr Leben zu gestalten."
Aus Reihen der Schüler im Südwesten gibt es ebenfalls Widerspruch. Im eng getakteten Schulalltag ist aus Sicht des Landesschülerbeirats keine Zeit für Putzaktionen. "Da die Pausen der Erholung dienen - nicht der Reinigung -, müssten sie Unterrichtszeit opfern. Das kann weder im Interesse von Schülerinnen und Schülern noch von Eltern oder Lehrkräften sein", sagte Joshua Meisel, Vorsitzender der Schülervertretung.
Quelle: ntv.de, lme