Politik

Nicht "entgegen von Religion" Chamenei erteilt "schlecht sitzenden Kopftüchern" Absolution

389103257.jpg

"Schlecht oder locker sitzende Kopftücher sind nicht richtig. Aber es bedeutet nicht, dass wir sie entgegen von Religion und Revolution betrachten sollten", sagte Chamenei.

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Aus Protest gegen den Kopftuchzwang hören einige Iranerinnen damit auf, ihr Haupt zu verschleiern. Auch die Schauspielerin Alidoosti solidarisiert sich mit Demonstranten - und wird verhaftet. Nun kommt sie wieder frei. Irans Staatsoberhaupt findet derweil versöhnliche Worte.

Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei sieht "schlecht sitzende Kopftücher" nach eigener Aussage nicht "entgegen von Religion und Revolution". "Schlecht oder locker sitzende Kopftücher sind nicht richtig. Aber es bedeutet nicht, dass wir sie entgegen von Religion und Revolution betrachten sollten", wurde Irans Religionsführer von der Nachrichtenagentur Irna zitiert. "Wir alle haben Schwächen, die wir beheben müssen, und alles, was wir beheben können, wird besser." Nach der Islamischen Revolution 1979 wurden im Iran strenge islamische Kleidungsvorschriften eingeführt, die auch kontrolliert werden.

Irans politische Führung steht seit Ausbruch der landesweiten Proteste Mitte September unter enormem Druck. Ausgelöst vom Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam stürzte Teheran in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten. Die 22-Jährige war vor mehr als drei Monaten wegen Verstoßes gegen die im Iran geltenden islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden.

Die darauffolgenden Proteste, die sich auch gegen das islamische Herrschaftssystem richteten, wurden gewaltsam niedergeschlagen. Inzwischen sind immer mehr Frauen in Irans Metropolen in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch zu sehen. Während die sogenannte Sittenpolizei, die auch Amini festgenommen hatte, fast vollständig von den Straßen verschwunden ist, soll der Kopftuchzwang durch andere Methoden wie etwa Videoüberwachung verfolgt werden.

Alidoosti "gegen Kaution freigelassen"

Derweil ist die wegen ihrer Unterstützung der Protestbewegung inhaftierte Schauspielerin Taraneh Alidoosti Medienberichten zufolge gegen Kaution freigelassen worden. "Meine Mandantin wurde heute gegen Kaution freigelassen", wurde ihre Anwältin Sahra Minooee von der Nachrichtenagentur Isna zitiert. Von der reformorientierten Zeitung "Schargh" im Onlinedienst Telegram veröffentlichte Bilder zeigten Alidoosti angeblich nach ihrer Freilassung aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis im Norden der Hauptstadt Teheran. Darauf ist die 38-Jährige umringt von Unterstützern und lächelnd mit einem Handy telefonierend zu sehen.

Nach ihrer Solidarisierung mit der Protestbewegung war die international bekannte Schauspielerin vor rund drei Wochen auf Anordnung der Justizbehörde festgenommen worden. Prominente und Aktivisten im Ausland hatten ihre Freilassung gefordert. Alidoosti hatte sich in Onlinenetzwerken wiederholt zu der Protestbewegung bekannt, die durch den Tod von Amini im September ausgelöst worden war. Seit Monaten wird landesweit gegen die Führung in Teheran demonstriert.

Die 38-Jährige hat in mehreren Filmen des renommierten iranischen Regisseurs Asghar Farhadi mitgespielt - darunter in "The Salesman", der 2017 mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Auch spielt sie in Saeed Roustayis Werk "Leila und ihre Brüder" die Hauptrolle, das 2022 beim Filmfestival in Cannes gezeigt wurde.

Quelle: ntv.de, lve/dpa/AFP

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen