"Zur Kenntnis genommen" China zögert noch mit Biden-Gratulation
09.11.2020, 11:39 Uhr
China wartet noch ab, sieht die Wahl zumindest offiziell noch nicht als gelaufen an.
(Foto: AP)
Mit Trump hatte China einen harten Gegner im Weißen Haus, mit Biden übernimmt ein Kritiker der chinesischen Regierung: Für Peking ist der Wahlausgang diplomatisch schwierig zu verarbeiten. Ein Sprecher lässt sich nun zu einer ersten Reaktion nötigen - die ist sehr zurückhaltend.
China hat zurückhaltend auf die Wahl von Joe Biden zum künftigen US-Präsidenten reagiert. "Wir haben zur Kenntnis genommen, dass Biden den Wahlsieg erklärt hat", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Wang Wenbin. Er verwies darauf, dass das Ergebnis der Wahl nach den Gesetzen und Verfahren der USA bestimmt werde. Einen Glückwunsch an den demokratischen Kandidaten - wie aus vielen anderen Ländern - gab es aus Peking nicht.
Es war die erste offizielle Reaktion aus China auf Bidens Sieg über den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump. Auf Fragen, warum Peking noch keine klarere Stellungnahme abgebe, sagte der Sprecher, es folge nur internationalen Gepflogenheiten. Allgemein sagte der Sprecher, beide Länder sollten ihre Kommunikation verbessern, respektvoll mit Differenzen umgehen, Zusammenarbeit ausbauen und eine gesunde Entwicklung der Beziehungen fördern. Auf Fragen nach Kritik Bidens an China, dem Umgang mit Uiguren oder Taiwan sagte der Sprecher, Chinas Positionen seien klar. Es sei entschlossen, seine Souveränität und Entwicklungsinteressen zu schützen.
Chinesische Experten konnten der Niederlage Trumps einiges Gutes abgewinnen. Mit seiner unberechenbaren und konfrontativen Politik hatte der ausgehende US-Präsident China schwer zugesetzt. Positiv wurde hervorgehoben, dass sich der diplomatisch erfahrene Biden anders als Trump für Multilateralismus einsetze und sich wieder Möglichkeiten der Zusammenarbeit auftäten. Genannt wurden die Klimapolitik, der Kampf gegen die Corona-Pandemie und Handelsfragen. Es wird aber nicht mit einer Kehrtwende in der chinakritischen Politik der USA gerechnet.
Auch aus Russland, dem vorgeworfen wird, die Wahl 2016 zugunsten Trumps beeinflusst zu haben, fehlt bisher eine offizielle Reaktion von Präsident Wladimir Putin. Die BBC zitiert Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mit den Worten: "Wir glauben, dass es richtig ist, auf das offizielle Ergebnis zu warten." Biden hatte Putin im Wahlkampf wiederholt attackiert und einen "Autokraten" genannt.
Quelle: ntv.de, jog/dpa