Festnahme in Hisbollah-Gebiet Deutsche Journalistin in Beirut freigelassen
28.06.2021, 21:18 Uhr
Fahrzeuge stehen Schlange vor einer Tankstelle in Beirut. Die Journalisten wollten offenbar über den Treibstoffmangel berichten.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Zwei Journalisten - eine Deutsche und ein Brite - werden im Libanon festgenommen, als sie in einem von der Hisbollah-Miliz kontrollierten Gebiet recherchieren. Der Vorfall löst Empörung aus. In der britischen Botschaft ist von einem "ernsten Zwischenfall" die Rede.
Eine deutsche Journalistin und ein britischer Kollege sind in der libanesischen Hauptstadt Beirut bei Recherchen in einem Gebiet unter Kontrolle der Hisbollah-Miliz vorübergehend festgenommen worden. Nach mehreren Stunden wurden sie am Abend wieder freigelassen. Sie und der britische Reporter Matthew Kynaston seien wieder draußen, schrieb die deutsche freie Journalistin Stella Männer auf Twitter. "Uns geht es beiden gut, nur erschöpft." Auch libanesische Sicherheitskreise bestätigten die Freilassung.
Die libanesische Nachrichtenseite NOW berichtete, ihr Reporter Kynaston sei von Männern festgenommen worden, die sich als Angehörige der Hisbollah ausgegeben hätten. Demnach waren die Journalisten dabei, von einer Tankstelle an der Straße zum Flughafen über den Benzinmangel zu berichten. Vor seiner Festnahme habe Kynaston noch eine Sprachnachricht an einen Kollegen absetzen können.
Der britische Geschäftsträger in Beirut, Martin Longden, twitterte, es handele sich um einen "ernsten und verstörenden Zwischenfall". Nach Angaben aus diplomatischen Kreisen wurden die zwei Journalisten nach der Festnahme den regulären libanesischen Sicherheitsbehörden übergeben. Eine Hisbollah-Sprecherin erklärte, die beiden hätten keine Erlaubnis gehabt, die für dieses Gebiet notwendig sei. Die eng mit dem Iran verbündete schiitische Miliz kontrolliert in Beirut einige Stadtteile. In Deutschland gilt seit dem Frühjahr vergangenen Jahres ein Betätigungsverbot für die Hisbollah-Organisation.
Die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise im Libanon verschärft sich immer weiter. Wegen Mangels an Treibstoff bilden sich vor Tankstellen täglich lange Schlangen, wo entnervte Autofahrer stundenlang warten müssen. Der Zusammenbruch der Wirtschaft hat im Libanon Empörung über die politische Klasse ausgelöst, die von den Menschen als extrem korrupt und unfähig angesehen wird, die vielen Schwierigkeiten des Landes zu bewältigen. Nach der Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut im vergangenen August war die Regierung zurückgetreten. Seitdem ist es den Parteien jedoch nicht gelungen, sich auf ein neues Kabinett zu einigen.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP