Politik

EU will Kinder aus Lagern holen Deutsche Neonazis auf Lesbos gesichtet

In den Lagern auf Lesbos gibt es mehr als 1000 Kinder ohne jede Begleitung.

In den Lagern auf Lesbos gibt es mehr als 1000 Kinder ohne jede Begleitung.

(Foto: picture alliance/dpa)

Seit die Türkei ihre Grenze für Flüchtlinge geöffnet hat, schlägt die Stimmung auf den griechischen Inseln in offene Feindschaft um. Auf Lesbos kommt es zu Übergriffen. Nun melden Reporter, dass sich Neonazis aus Deutschland und Frankreich auf der Insel aufhalten.

Auf der griechischen Insel Lesbos sind nach Augenzeugenberichten Rechtsradikale aus Deutschland und Frankreich eingetroffen. Diese wollten, wie sie sagen, an der Seite der Griechen zur Sicherung der EU-Grenzen gegen illegal einreisende Migranten wirken. Einige von ihnen - alles Deutsche - seien von Reportern des lokalen Nachrichtenportals "sto nisi" gesichtet und fotografiert worden. Ein unbekannter und mutmaßlich linker Mann habe in der Einkaufsmeile der Inselhauptstadt einen der Deutschen angegriffen und am Kopf verletzt, berichtete das Portal und veröffentlichte Fotos.

Einige Augenzeugen kommentierten den Vorgang auf Twitter. Andere griechische Medien berichteten, auch französische Rechtsradikale seien in Griechenland eingetroffen. Die Polizei von Lesbos äußerte sich bisher nicht dazu.

Mehr als 100 Migranten harren seit einigen Tagen auf der kleinen griechischen Insel Kastelorizo aus. "Wir sind hier wenige Hundert Einwohner. Wir können diese Flüchtlinge weder ernähren noch unterbringen", sagte Evdokia Karpathiou, Mitarbeiterin des Bürgermeisters von Kastelorizo. "Die Lage ist dramatisch. Wir wissen nicht, was wir mit diesen Menschen tun sollen."

Die Migranten hatten die nur rund drei Kilometer breite Meerenge zwischen der türkischen Küste beim Badeort Kas und der kleinen Insel überquert. Sie seien nach der Ankündigung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, die Grenzen zur EU seien offen, am 1. März nach Kastelorizo gekommen, sagte Karpathiou. Unter den Migranten seien auch viele Kinder. Sie suchten Unterkunft in verlassenen Häusern oder übernachteten im Freien. Hilfe von anderen Inseln sei aber bereits unterwegs, berichteten griechische Medien. Kastelorizo liegt rund vier Stunden Fahrt mit der Fähre von der Touristeninsel Rhodos entfernt.

EU-Kommission berät über Hilfe für unbegleitete Flüchtlinge

Über Lösungen für unbegleitete Flüchtlingskinder auf den griechischen Inseln will EU-Kommissarin Ylva Johansson nächste Woche mit der Regierung in Athen beraten. Nach Angaben der EU-Kommission geht es dabei zum einen um eine Weiterreise der Kinder in Mitgliedstaaten, die junge Migranten aufnehmen wollen. Zum anderen sollen dauerhafte Lösungen für jene unbegleiteten Migrantenkinder gefunden werden, die in Griechenland bleiben. Die Kommission versprach Griechenland und den anderen EU-Staaten dafür eine erhöhte finanzielle und praktische Unterstützung.

Derzeit leben nach Kommissionsangaben auf den griechischen Inseln rund 42.000 Migranten, die meist mit Booten aus der Türkei übergesetzt haben. Unter ihnen seien ungefähr 5500 unbegleitete Minderjährige. Allein auf der Insel Lesbos halten sich derzeit den Angaben zufolge 8923 Minderjährige auf, von denen 1112 ohne ihre Eltern oder andere erwachsene Angehörige dort sind. Von 2031 Minderjährigen auf Samos seien 1579 jünger als 14 Jahre und 49 ohne Begleitung.

Johansson hatte beim Treffen der EU-Innenminister am Mittwoch zu Hilfe für die jungen Flüchtlinge aufgerufen. "Es ist dringend nötig, sie von diesen Bedingungen auf den Inseln wegzubekommen und einen Zufluchtsort für sie zu haben", sagte die Schwedin am Rande der Sondersitzung. Bundesinnenminister Horst Seehofer hatte sich tags zuvor unter bestimmten Voraussetzungen offen für die Aufnahme von rund 5000 Kindern und Jugendlichen in Europa aus den griechischen Flüchtlingslagern gezeigt. Priorität habe aber der Grenzschutz, sagte Seehofer bei dem Treffen in Brüssel.

Unter anderem hatten sich Luxemburg, Finnland und Frankreich für eine Aufnahme junger Flüchtlinge ausgesprochen. "Ich glaube, es muss einer anfangen", sagte Luxemburgs zuständiger Minister Jean Asselborn vor einem Krisentreffen der Innenminister. Jedes EU-Land solle pro halber Million Einwohner je zehn unbegleitete Minderjährige "aus diesem Loch herausholen", schlug Asselborn vor.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen