Politik

Clubs starten im März Deutschland leistet sich Lockerheit

Ab 4. März kann ich deutschen Clubs wieder gefeiert werden.

Ab 4. März kann ich deutschen Clubs wieder gefeiert werden.

(Foto: picture alliance/dpa)

Lange haben sich die Deutschen eingeschränkt, nun fallen erstmals bundesweit Corona-Regeln. Ein Schritt, den die Menschen sich mit Solidarität verdient haben, und darüber kann man sich einfach mal freuen.

Mit Söder wäre es unterhaltsamer gewesen. Der bayerische Ministerpräsident saß rund anderthalb Jahre lang - neben der damaligen Bundeskanzlerin - in der Pressekonferenz nach den Corona-Runden zwischen Bund und Ländern und brachte diese gewisse Bereitschaft zur Zuspitzung mit in die Runde, die Deutschland ja oftmals durch dramatische Lagen navigieren musste.

Auf einen lockeren Spruch am Rande wartete man bei der Pressekonferenz nach der Runde am Mittwoch vergebens, dabei hätte die Perspektive der Beschlüsse das durchaus hergegeben: Deutschland macht sich deutlich lockerer, und das quasi ab sofort. Doch dem Trio Scholz, Wüst und Giffey war durchaus anzumerken, dass es mit dem, was die Runde der 17 beschlossen hat, für den Moment und für die Perspektive, ziemlich zufrieden war. Oha, muss hier der Alarm anspringen? Zufrieden lächelnde Politiker in der Pandemie, ist das nicht ein ganz schlechtes Zeichen?

In diesem Fall und an diesem Tag voraussichtlich aber nicht, und Kanzler Olaf Scholz brachte ganz gut auf den Punkt, warum: Er glaube, "dass es manchmal schon Sinn macht, sich umzugucken: Deutschland ist wohl so ziemlich das erfolgreichste Land im Umgang mit der aktuellen Pandemie-Entwicklung". Es sei nicht super im Impfen, da die Quoten nicht hoch genug seien, aber die Maßnahmen, "die wir alle zusammen durchgeführt haben", die hätten gewirkt. "Sie haben uns auf einen Pfad geführt, den andere nicht verfolgt haben, die deshalb mit mehr Infektionen durch diesen Winter und Herbst gehen mussten."

Und in der Tat ist man geneigt, Scholz in seiner Bilanz zuzustimmen, und sie sogar noch um einen Aspekt zu erweitern: Nicht nur waren die Maßnahmen effektiv im Schutz der Vulnerablen und der Krankenhäuser, sondern das Maß der Beschränkungen hat zwei wichtige Faktoren eingepreist: dass Omikron weniger schwere Verläufe verursacht und dass der Immunisierungsgrad der Deutschen in diesem Winter um etliches höher ist, als er es in den vorherigen Wellen war. Im vergangenen Winter lag er bei null.

Nicht Infektionen um jeden Preis verhindern

Statt zu vieler schwerer Verläufe drohten zwischenzeitlich eher zu viele Ausfälle durch Quarantäne in der kritischen Infrastruktur. Entsprechend wurde hier gelockert, und für Geboosterte fiel gar keine Quarantäne mehr an. Kinder spielten Fußball, Chöre probten und Geburtstag wurde auch gefeiert. Nicht Infektionen um jeden Preis galt es zu verhindern, sondern den Kollaps der Kliniken, und das ist nach Lage der Dinge erreicht.

Erstmals in der Corona-Pandemie beschloss eine Bund-Länder-Runde nun Öffnungen gemäß dem Votum eines festen Expertengremiums, Forschende aus verschiedenen Disziplinen, die sich nach Abwägung vieler Aspekte auf eine Empfehlung geeinigt hatten. Und die lautete: Vorsichtige Lockerungen sind jetzt machbar. Entsprechend breit war der Rücken der drei Politiker bei der Ankündigung, trotz noch immer hoher Infektionszahlen dieses Wagnis einzugehen.

Für die Lockerungsperspektiven des Frühlings vermied der Kanzler bewusst den Ausdruck "Freedom Day", selbst als eine Frage sich explizit darauf bezog. Und man neigt dazu, ihm zu glauben, dass er diesen Ausdruck - vom britischen Premier Boris Johnson geprägt und anschließend in viele deutsche Berichte und Debatten übernommen - tatsächlich nicht für angemessen hält in der Abwägung dieser wertvollen Güter: Grundrechte für alle gegenüber der Selbstbeschränkung zum Schutz der Schwachen. Eine Abwägung, die schwierig, sogar schmerzhaft bleiben wird, denn das Virus bleibt eben auch.

Feiern kann Deutschland, dass es den tödlichen Erreger in diesem Winter und trotz zu geringer Impfquote in Schach gehalten hat, und zwar mithilfe von Solidarität, auch in Momenten, in denen niemand je einen Regelverstoß nachweisen würde. Solidarität, deren Wirkung an den Patientenzahlen in den Kliniken ablesbar war, und die nun die Lockerungen erlaubt hat. Wie es im Frühling weitergeht, ob jemals irgendeine Impfpflicht zustande kommt, lässt sich derzeit nicht vorhersagen. Gerade das aber ist ein Grund, sich über diesen Tag, der das Leben leichter machen wird, genau jetzt und einfach mal zu freuen.

Quelle: ntv.de

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