Trump lud nicht zur Zeremonie Die Obamas sind verspätet zurück im Weißen Haus
09.09.2022, 08:45 Uhr (aktualisiert)Die Obamas sind zurück im Weißen Haus. Und sie werden dort bleiben, für immer. Dass ihre Porträts erst jetzt enthüllt wurden, liegt auch an Donald Trump.
Der Terminplan für Joe Biden ist ungewöhnlich leer an diesem Mittwoch. Es gibt nur einen offiziellen Termin: Die Enthüllung der Porträts von Michelle und Barack Obama, dem 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten und seiner First Lady. Damit hängen nun 44 Präsidenten-Familien mit ihren Gemälden im Regierungssitz der USA. Normalerweise lädt der Nachfolger seinen Vorgänger zu einer solchen Enthüllungszeremonie ein. Doch unter Donald Trump war wenig normal. Er brach auch mit dieser Tradition.

Michelle und Barack Obama kehren auf Leinwand zurück ins Weiße Haus.
(Foto: picture alliance / abaca)
Joe Biden holt das jetzt nach. Und er tut es gern. "Willkommen zu Hause", ruft er den Obamas zu. Es ist nicht nur die Würdigung eines Menschen, der von 2009 bis 2017 das Amt des US-Präsidenten ausfüllte, es ist auch ein Empfang seines Freundes, Barack Obama. Der machte ihn damals zu seinem Stellvertreter, heute sitzt Biden im Chefsessel des Oval Office. Auch wenn sich Obama in seiner Rede erinnert, dass man ihm empfohlen hatte, er solle sich einen Hund anschaffen, wenn er in Washington DC wirklich einen Freund finden wolle, weil es das in der politischen Landschaft nicht gebe, sei Joseph Biden in den acht gemeinsamen Jahren an der Spitze des Staates ein "aufrichtiger Partner und ehrlicher Freund" geworden.
Heimspiel für Obama
Die Porträts, die enthüllt wurden, sollen die Obamas realistisch zeigen. Monatelang hatten die Künstler daran gearbeitet. Bei seiner Frau sei das außerordentlich gut gelungen, sagt der Ex-Präsident. Er selbst habe sogar probiert, den Künstler davon zu überzeugen, "die grauen Haare zu verstecken, oder die Ohren etwas kleiner zu machen", sei damit aber gescheitert. Es gehe um einen ehrlichen Eindruck davon, wer die beiden sind. Der ehemalige Präsident wurde von dem US-Künstler Robert McCurdy verewigt, die Malerin Sharon Sprung porträtierte Michelle Obama
Am immer wieder aufbrandenden, anhaltenden Applaus wird deutlich: Vielen der Anwesenden hat das wohl gefehlt. Eine Rede, in der eine ernst gemeinte Botschaft, mit einer Portion Humor gewürzt wird. Obama ist darin brillant. Aber es ist ein Heimspiel. Neben einigen Journalisten sind nur Freunde und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Weißen Hauses da. Was ihm am meisten fehle? Es sei nicht die Air Force One. Wobei, wenn er kurz nachdenke, es sind doch die Air-Force-One -Sätze, die ihm keiner im vollbesetzten East Room des Weißen Hauses übelnimmt. Denn jeder versteht, es ist ein Scherz. Und wenn sich Obama danach bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seiner Präsidentschaft bedankt, zweifelt keiner an der Aufrichtigkeit.
Was wollen die Obamas mit diesen Porträts im Weißen Haus erreichen? Er hoffe, dass die Menschen den Eindruck gewinnen, "wenn die es geschafft haben, können wir es auch schaffen". Mit diesem Gefühl sollen Besucher nach Betrachten der Gemälde das Weiße Haus wieder verlassen. Seine Frau Michelle wird noch deutlicher. Es gehe darum, was noch passieren könne, wenn jemand wie sie, für die es nie vorgesehen war, in einer Reihe neben Jackie Kennedy zu hängen, als First Lady dienen konnte, als erste afroamerikanische First Lady der Vereinigten Staaten, die sich selbst als Tochter eines Wasserwerk-Mitarbeiters und einer Hausfrau mit ungewöhnlichem Namen beschreibt.
"Jedes Kind soll daran glauben"
Wenn Barack und sie "an den Wänden der berühmtesten Adresse der Welt landen können, dann soll jedes Kind, das an sich selbst zweifelt, daran glauben, dass es das auch schafft. Darum geht es in diesem Land." Tief in ihrem Herzen wisse sie, dass es noch immer mehr gibt, das die Menschen in den USA eine, als sie spalte. Es sind Sätze einer Frau, die acht Jahre in einem Haus gelebt hat, das einst von Sklaven erbaut wurde. Für einen Moment sind die Probleme des Landes verschwunden. Es geht um Hoffnung. Das Lebensthema der Obamas. "Yes we can" war der Slogan, der sie einst ins Weiße Haus brachte. Ein bisschen davon weht heute wieder durch den Raum.
Die Obamas haben jetzt für immer einen festen Platz im Weißen Haus in Washington DC. Donald Trump und seine Frau haben den dort noch nicht. Ob Joe Biden eine solche Zeremonie auch für seinen direkten Vorgänger abhalte? Die Sprecherin des Weißen Hauses verweist in dieser Frage an die White House Historical Association. Es ist die Organisation, die sich seit Mitte der 60er Jahre um diese Porträtserie kümmert und sie finanziert. Es gebe kein festgeschriebenes Verfahren für Präsidentenporträts, sagt Stewart McLaurin, der Chef der Organisation. "Es ist Sache des Präsidenten und seines Vorgängers, den richtigen Moment zu bestimmen, aber es gibt keinen festen Zeitplan", so McLaurin.
Es dürfte wohl noch einen Moment dauern, bis die nächsten Porträts eines Präsidenten und seiner First Lady offiziell enthüllt werden. Interessant dabei: Ob Donald Trump oder Joe Biden der nächste ist.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 08. September 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de