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Ukraine-Talk bei Illner "Die ukrainische Armee verfügt über zwei Wunderwaffen"

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Ukrainische Soldaten feuern eine Haubitze D-30 an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut.

Ukrainische Soldaten feuern eine Haubitze D-30 an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut.

(Foto: dpa)

Kurz vor dem erneuten Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein befassen sich die Gäste in der ZDF-Talkshow Maybrit Illner mit der Situation in dem Kriegsland. Dabei geht es auch um die Chancen für einen Sieg der Ukraine und um ein mögliches Ende des Krieges.

An diesem Freitag kommt auf der Airbase in Ramstein erneut die "Ukraine Defence Contact Group" zusammen, Verteidigungspolitiker aus 50 Ländern wollen sich dabei über die weitere Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland verständigen. In der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner" haben die Gäste vorab bereits über die Chancen für ein Ende des Krieges diskutiert. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius geht davon aus, dass die Ukraine in Ramstein vor allem um die Lieferung von Munition bitten wird. Damit könnten die westlichen Länder die geplante Frühjahrsoffensive im Süden des Landes unterstützen.

Nachdem ein 21-jähriger amerikanischer Soldat Geheiminformationen veröffentlicht hat, ist der Eindruck entstanden, dass die ukrainische Armee nicht so stark ist, wie Experten ursprünglich angenommen haben. "Das müssen wir ernst nehmen", sagt Pistorius, "Aber wir dürfen die Informationen auch nicht überbewerten." Auch die russische Armee hat nach seiner Meinung Probleme. "Was aus den Depots an Nachschub für die Armee geliefert wird, ist teilweise in erbärmlichem Zustand. Die Panzer, die an die Front geliefert werden, stammen aus den 50er und 60er Jahren." Auch die Zahl der neu produzierten Panzer sei nicht hoch, so Pistorius.

Deutsche Unterstützung soll anhalten

"Es ist wichtig, dass die Unterstützung für die Ukraine anhält", so der Minister. Im Moment gehe es in dem Krieg gegen Russland um Luftunterstützung. Darum habe Deutschland ein weiteres Patriot-System geliefert. Patriot zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt. Damit können feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper bekämpft werden. Russland hat allerdings offenbar darauf reagiert und setzt statt ballistischer Raketen inzwischen verstärkt Gleitbomben ein. Die können mit den Patriots nicht abgefangen werden.

Im Moment werde an die Ukraine soviel wie möglich geliefert, sagt Pistorius. "Aber wir stoßen auch bei der Produktion an Kapazitätsgrenzen." Mit der Bestellung von Munition hätte man früher beginnen können, gesteht der Verteidigungsminister ein. Das sei auf allen Seiten nicht optimal gelöst worden. Dennoch könne die Industrie die Produktion nicht beschleunigen: "Bevor zum Beispiel das Pulver in die Granaten kommt, muss es sechs Monate liegen und trocknen", erklärt Pistorius. Der Minister hat ein Ziel: "Die Ukraine muss den Krieg gewinnen." Wann es soweit ist, kann Pistorius nicht sagen.

Beginn der ukrainischen Offensive unklar

Tatsächlich steht im Moment noch nicht einmal fest, wann die Frühjahrsoffensive der ukrainischen Armee beginnt. "Das wissen selbst in Kiew nur ungefähr fünf Personen", sagt Militärexperte Frank Sauer von der Bundeswehruniversität in München. Und am Ende müsse die Ukraine entscheiden, wann sie Friedensverhandlungen führen wolle, sagt Pistorius. "Der Westen wird ihr helfen, soviel wie nötig und soviel wir können. Das ist die ganz klare Linie der Bundesregierung", fügt er hinzu.

Militärexperte Frank Sauer: Nur "ungefähr fünf Personen" wissen in Kiew, wann die Frühjahrsoffensive beginnt.

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Doch nicht nur die militärische Hilfe nützt der Ukraine, glaubt Frank Sauer. "Die ukrainische Armee verfügt über zwei Wunderwaffen: die eigene Kampfmoral und die russische Inkompetenz. Diese beiden Variablen haben von Anfang an das Kriegsgeschehen bestimmt. Und wenn sich daran nichts ändert, hat die Ukraine eine gute Chance, das zu erreichen, was wir uns alle erhoffen." Das sei ein Verhandlungsfrieden, den die Ukraine nur durch eine gute militärische Position erreichen könne.

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Das sieht auch CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter so. Mit Blick auf das Treffen in Ramstein fordert er von Europa "ein Zeichen der Geschlossenheit." Und weiter: "Wir müssen auf das nächste Jahr schauen. Dann sind Europawahlen. Wollen wir, dass sie unter dem Zeichen von Flucht und Vertreibung stehen, oder dass sie ein Zeichen für den Wiederaufbau von Europa für die Ukraine sind? Darum müssen wir alles tun, was völkerrechtlich zulässig ist, dass die Ukraine den Krieg gewinnt."

Das müsse nicht zwingend heißen, dass der Krieg militärisch gewonnen wird, so Kiesewetter. "Ideal wäre, dass wir einen Friedensschluss kriegen oder einen Rückzug der russischen Truppen, der dazu führt, dass das besetzte ukrainische Staatsgebiet wieder in die Ukraine zurückgeführt wird. Der Weg dahin ist eine zweite Frage."

Quelle: ntv.de

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