Politik

"Bei dem Scheiß bleiben" Dolmetscher platzt bei Trumps Rede der Kragen

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Nach der Rede ist vor der Rede: Trumps zweite Ansprache im Kapitol ist länger und konfuser.

Nach der Rede ist vor der Rede: Trumps zweite Ansprache im Kapitol ist länger und konfuser.

(Foto: AP)

Trump ist der neue US-Präsident. Im Kapitol hält er nach der Vereidigung nicht nur seine Antrittsrede, sondern tritt danach auch noch vor Anhängern auf. Die Rede ist länger und konfuser. Einem deutschen Simultandolmetscher platzt irgendwann der Kragen.

Trump redet gern und viel. Nicht immer behält er dabei einen roten Faden. Vielmehr schweift er gern ab, verliert sich in Kleinigkeiten oder beendet seine Sätze gar nicht erst. Umso schwerer ist es für Simultandolmetscher, ihm zu folgen und seine Worte in eine andere Sprache zu übertragen - mit möglichst geringer Verzögerung.

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Einem Dolmetscher platzt dabei der Kragen. Trump hat gerade seine Vereidigung und Antrittsrede in der Rotunde des Kapitols hinter sich gebracht, als er vor einige Anhänger tritt, die keinen Platz bei der eigentlichen Zeremonie gefunden hatten. Vor ihnen hält er eine zweite, informelle Rede. Diese ist deutlich konfuser und auch länger als die eigentliche Inaugurationsrede.

Übertragen wird die Rede auch vom Sender Phoenix. Auf sozialen Netzwerken wird nun vielfach ein Video geteilt, das einen Ausschnitt der Rede zeigt. In einer Pause, die Trump macht, platzt dem Dolmetscher der Kragen. "Sag mal, wie lange wollt ihr bei dem Scheiß bleiben?", fragt er. Offenbar ist die Frage an die Senderegie gerichtet. Kurz nach dem Satz ist zu hören, wie der Ton des Dolmetschers runtergedreht wird. Auffallend ist zudem, dass er das Wort "Scheiß" betont.

Der öffentlich-rechtliche Sender erklärte die Situation auf Anfrage der dpa so: "Aufgrund einer technischen Panne war heute die Kommunikation zwischen Dolmetscher und Regie hörbar. Sie spiegelt selbstverständlich nicht die Meinung des Senders wider." Der Sender arbeite bei internationalen Großereignissen üblicherweise mit erfahrenen freien Dolmetschern, so auch in diesem Fall, hieß es weiter. "Die Kolleginnen und Kollegen müssen über Stunden hinweg auf einem sehr hohen Konzentrationslevel arbeiten und simultan übersetzen. Das passiert in der Regel, trotz des großen Drucks, fehlerfrei."

"Geiseln", Mauer, Wahlmanipulation

In dieser Rede, die sehr assoziativ und ausschweifend ist, spricht Trump etwa über die "Geiseln" vom 6. Januar 2021, dem Tag des Kapitol-Sturms. "Ihr werdet sehr glücklich sein", sagt Trump etwa an sie gerichtet. Etliche Teilnehmer des Sturms wurden danach verurteilt, teils auch zu Haftstrafen. Trump deutet an, dass er die Straftäter begnadigen will. Gleichzeitig wirft er seinem Vorgänger Joe Biden vor, Mörder begnadigt zu haben.

Tatsächlich hat Biden in den letzten Tagen seiner Amtszeit 37 Todesstrafen in lebenslange Freiheitsstrafen umgewandelt. Trump stellt es so dar, als könnten diese Mörder bald freikommen. Seinen Auftritt in der Rotunde nennt er einen "Riesenerfolg". Und wieder referiert er seine Wahlergebnisse vom November.

Außerdem spricht Trump vor seinen Anhängern über seine Pläne einer Grenzmauer zu Mexiko. "Wir wollen nicht, dass jedes Land der Welt seine Gefängnisse in unserem Land leert", sagt er in Anspielung auf Migranten, die er schon im Wahlkampf immer wieder verallgemeinernd als kriminell dargestellt hat. Die Mauer werde so schnell hochgehen, dass niemand es glauben werde, verspricht der neue US-Präsident. Zudem sagt er, die Wahl von 2020 sei "totally rigged" gewesen, völlig manipuliert. Damals hatte Biden gegen Trump gewonnen und war ins Weiße Haus eingezogen.

Quelle: ntv.de, mli

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