"Ein wilder Junge"Düsseldorf-SPD holt Farid Bang zur Hilfe
Rapper Farid Bang hat in der Vergangenheit mit frauenverachtenden und antisemitischen Texten von sich Reden gemacht. Für Düsseldorfs SPD-Bürgermeister Thomas Geisel ist das offenbar kein Problem. Er dreht ein Video mit dem Rapper und will damit für Corona-Maßnahmen werben.
Die Stadt Düsseldorf hat mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang ein Video aufgenommen, um für Corona-Abstandsregeln zu werben. In dem kurzen Film ruft der Musiker dazu auf, sich an die Abstandsregeln zu halten. "Benehmt euch. Hört auf hier Unfug zu machen, sonst ziehe ich euch die Ohren lang", sagt Bang. Weiter warnt er davor, dass es in der Stadt viele alte Leute gebe. "Die sind die Risikogruppe."
Noch vor der Veröffentlichung hatte die "Rheinische Post" über das Video berichtet. Dabei war die Rede davon, Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel habe mit dem Rapper gemeinsam ein Video aufgenommen. Das hatte für viel Kritik gesorgt, da Farid Bang in der Vergangenheit mit Vorwürfen konfrontiert, wonach seine Texte antisemitisch und frauenfeindlich seien. Auf dem jetzt veröffentlichten Clip ist aber nur der Rapper zu sehen.
Für Aufregung sorgte auch der Umstand, dass die Stadt behauptete, das Video sei mit der jüdischen Gemeinde abgesprochen gewesen. Kurz darauf meldete sich die Gemeinde und ließ wissen, dass nichts mit ihren Vertretern abgesprochen worden sei.
Die Stadt hatte das Video verteidigt. Demnach gibt es in Düsseldorf immer wieder Ansammlungen von Menschen, zu denen sich Geisel mit seinem neuen Fürsprecher einen besseren Zugang erhofft. "Uns war es sehr wichtig, einen Multiplikator zu finden, der die Zielgruppe erreicht. Wir erhoffen uns durch die Person Farid Bang und seine Reichweite in den sozialen Medien eine ganz andere Resonanz als durch bisherige Versuche der Kommunikation", sagte Stadtsprecher Marc Herriger der "Bild"-Zeitung.
Geisel soll der "Rheinischen Post" zufolge das Video bereits vor einigen Tagen angekündigt haben, und zwar mit den Worten, Farid Bang sei ein "wilder Junge, er hat das Herz aber auf dem rechten Fleck" und "Ich bin ihm super dankbar, dass er das Video gemacht hat."
"Frauen sind auch Lebewesen"
Umstritten ist der "wilde Junge" nicht nur wegen seiner Texte. Als vor etwa drei Jahren das Model Elena Carrière mit einem Instagram-Post auf Opfer häuslicher Gewalt aufmerksam machen wollte und sich zu diesem Zweck drastisch geschminkt hatte, kommentierte der Rapper: "Die junge Dame hier kann sich mit Sicherheit einige tolle Schminktipps von meiner Ex abholen. Vielleicht bringe ich auch bald Make-up mit genau der Farbe raus: abortion purple." Später "entschuldigte" er sich mit einem Video, in dem er sagte: "Frauen sind auch Lebewesen. Frauen sind auch Menschen. Frauen essen und trinken auch." In einem seiner Texte behauptet er, Frauenrechte so ernst zu nehmen wie der ehemalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad.
Gemeinsam mit dem Rapper Kollegah rappte er in dem Song "0815" vom Album "Jung, brutal, gutaussehend": "Und wegen mir sind sie beim Auftritt bewaffnet / Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen". Danach war er mit Vorwürfen des Antisemitismus und der Verhöhnung von Opfern der Nazi-Diktatur konfrontiert. Anfang 2018 ermittelte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wegen des Straftatbestands der Volksverhetzung gegen ihn. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien setzte das Album auf den Index.
Für Geisels Video-Dreh hagelt es Kritik. CDU-OB-Kandidat Stephan Keller sagte dem Düsseldorfer "Express": "Es ist mir völlig unverständlich, wie man sich mit jemandem verbünden kann, der bundesweit bekannt ist für antisemitische Provokationen und gewaltverherrlichende und frauenverachtende Texte und Einstellungen." FDP-OB-Kandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann kündigte einen offenen Brief an. Bei Twitter schrieb sie spontan: "Braucht es wirklich einen Chaoten, der antisemitische und gewaltverherrlichende Zeilen rappt, um die Abstandsregeln der Corona-VO zu erklären, lieber OB Geisel? Auf gar keinen Fall, der Zweck heiligt nicht die Mittel. Einfach unnötig und unpassend."
