Prahlen vor der Waffenlobby NRA Einjährige Enkelin von US-Gouverneurin "hat bereits Schrotflinte"
16.04.2023, 14:56 Uhr Artikel anhören
Ist bereits zweifache Großmutter: Kristi Noem.
(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)
In den USA ist tödliche Gewalt mit Schusswaffen an der Tagesordnung, doch die Waffenlobby rund um die National Rifle Association ist ein wichtiger Baustein der Politik der Republikaner. So plaudert die Gouverneurin von South Dakota auf dem großen NRA-Treffen aus dem familiären Nähkästchen.
Die Jahrestagung der National Rifle Association (NRA) ist ein Schaulaufen der wichtigsten Republikaner in den USA. In diesem Jahr war Ex-Präsident Donald Trump dort auf der Suche nach Unterstützern für seinen Wahlkampf, auch sein Ex-Vize Mike Pence sprach vor den Vertretern der Waffenlobby. Für deutlich mehr Aufsehen sorgte allerdings der Auftritt von Kristi Noem, ihres Zeichens Gouverneurin von South Dakota. Sie berichtete in ihrer Rede am Freitagabend von ihrer einjährigen Enkelin, die bereits mit Waffen eingedeckt sei.
"Little Miss Addie" werde die Waffen bald brauchen, sagte Noem. "Ich möchte Ihnen versichern, dass sie bereits eine Schrotflinte und ein Gewehr hat, und sie hat auch ein kleines Pony namens Sparkles. Das Mädchen ist also gerüstet", fügte die konservative Politikerin hinzu und sorgte damit in den sozialen Netzwerken für Wirbel. Ein Ausschnitt ihrer Rede wurde auf Twitter bereits knapp fünf Millionen Mal angezeigt.
Noem ist eine überzeugte Verfechterin von Waffenrechten. Während ihrer 24-minütigen Rede nahm sich die 51-Jährige sogar Zeit, eine Durchführungsverordnung für ihren Bundesstaat zu unterzeichnen, um "die Rechte der Bürger von South Dakota nach dem zweiten Verfassungszusatz weiter zu schützen". Die Anordnung würde es Regierungsbehörden verbieten, Verträge mit Unternehmen abzuschließen, die "eine mit Schusswaffen verbundene Einrichtung" diskriminieren.
Lösung für Amokläufe: Mehr Waffen
Unmittelbar nach Noem hatte Trump seinen Auftritt. Während Trump von der Menge gefeiert wurde, begrüßten einige Zuschauer Pence mit Buh-Rufen. Dem einstigen Stellvertreter werden ebenfalls Ambitionen auf die Präsidentschaft nachgesagt, bislang hat er allerdings keine Bewerbung für eine Kandidatur verkündet. Trump und Pence äußerten sich bei der Veranstaltung auch zu den jüngsten Amokläufen in den US-Städten Nashville und Louisville, bei denen insgesamt mehr als ein Dutzend Menschen getötet wurden, darunter auch die Täter. Schuld an den Gewalttaten sei nicht die große Zahl an Feuerwaffen in den USA, sondern der Geisteszustand der Schützen, wiederholten die Redner das bekannte Argument der Waffenlobby.
Die Lösung seien demnach nicht striktere Waffengesetze, wie sie Präsident Joe Biden seit langem fordert, sondern mehr Waffen an Schulen, damit sich Lehrkräfte und Sicherheitspersonal besser verteidigen könnten. In den USA ist tödliche Gewalt mit Schusswaffen, die dort leicht zu kaufen sind, an der Tagesordnung. Die Gesundheitsbehörde CDC führt in einer Statistik für das Jahr 2020 landesweit 45.222 Schusswaffentote auf. Mehr als die Hälfte davon waren Selbstmorde. Bei Kindern und Jugendlichen sind Waffen inzwischen die Todesursache Nummer eins - noch vor Verkehrsunfällen.
Quelle: ntv.de, mba/dpa