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Russland ändert Abwehrverhalten "Elastische Verteidigung" frustriert die Ukraine

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Russland will ukrainische Einheiten ins offene Gelände locken und dort angreifen.

Russland will ukrainische Einheiten ins offene Gelände locken und dort angreifen.

(Foto: REUTERS)

Vor wenigen Wochen befreit die Ukraine Robotyne an der Südfront. Doch seitdem stehen Verteidigungspositionen in der Nähe des Dorfes abwechselnd unter russischer und ukrainischer Kontrolle. Berichten zufolge greifen russische Kommandeure notgedrungen, aber erfolgreich, zu einer Taktik aus dem Zweiten Weltkrieg.

Russland hat seine Verteidigung an der Südfront anscheinend an das Verhalten der ukrainischen Truppen angepasst und bremst damit einem Bericht zufolge erfolgreich deren Gegenoffensive. Wie die "New York Times" berichtet, geben die russischen Truppen inzwischen bereitwillig Gebiete auf, nur um wenig später zurückzuschlagen. Diese Taktik sei in Militärkreisen als "elastische Verteidigung" bekannt, heißt es.

Demnach versuchen russische Einheiten nicht länger, eine Verteidigungslinie um jeden Preis zu halten. Stattdessen verlassen sie ihre Gräben und ziehen sich zu einer zweiten Verteidigungslinie zurück, um einen ukrainischen Vormarsch auszulösen. Sobald die ukrainischen Truppen ungeschützt im offenen Gelände vorrücken, greifen die russischen Einheiten an. Das Ziel ist nach Angaben von Militärexperten, die in dem Bericht zitiert werden, zu verhindern, dass die Ukraine die russischen Grabensysteme und Verteidigungspositionen vollständig sichern kann.

"Die elastische Verteidigung ist keine neue Taktik", erklärt Ben Barry vom britischen Forschungsinstitut International Institute for Strategic Studies (IIES), in der "New York Times". Die Sowjetunion habe sie bereits 1943 bei der Schlacht um Kursk eingesetzt, sagt der Militärstratege. Die "Operation Zitadelle" war der erfolglose Versuch der Wehrmacht, die gleichnamige russische Stadt zu erobern und der letzte große deutsche Angriff im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront.

Satellitenfoto mit eingezeichneter Frontlinie: Die Lage bei Robotyne im Oktober 2023.

Satellitenfoto mit eingezeichneter Frontlinie: Die Lage bei Robotyne im Oktober 2023.

(Foto: ntv.de Daten, Satellitenbild © ESA / Sentinel Hub)

Robotyne als Beleg

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Auch das Institute for the Study of War (ISW) teilt die Einschätzung, dass Russland sein Verteidigungsverhalten geändert hat. Die US-amerikanische Militärdenkfabrik verweist als Beleg unter anderem auf mehrere Grabensysteme rund um das im September befreite Dorf Robotyne an der Südfront. Demnach zeigen Satellitenaufnahmen, dass die Verteidigungspositionen in den vergangenen Tagen unter wechselnder Kontrolle russischer und ukrainischer Einheiten standen.

Eine weitere Einschätzung des ISW deutet jedoch an, dass die elastische Verteidigung nicht unbedingt ein Zeichen der russischen Stärke sein muss. Unter Berufung auf russische Militärblogger berichtet die Denkfabrik, dass russische Kommandeure sich eigentlich sträuben, Gegenangriffe zu befehlen, weil sie dabei Truppen "vergeuden", um taktisch "kaputte Positionen" zu halten. Alternativ müssten sie sich jedoch den Befehlen der Militärführung in Moskau widersetzen, was ihre Karriere in der russischen Armee gefährden würde.

Quelle: ntv.de, chr

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