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"Nicht so schnell wie in Filmen" Ukrainischer General spricht von Durchbruch im Süden

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Die Ukraine erzielt bei ihrer Gegenoffensive im Süden des Landes nach eigenen Angaben einen Durchbruch. Der ukrainische General Tarnawskyj hofft nun auf weiteres Vorrücken zum strategisch wichtigen Ort Tokmak. Doch welchen Einfluss wird die nahende Schlechtwetterperiode haben?

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrer Gegenoffensive an der südlichen Frontlinie bei Werbowe einen bedeutenden Durchbruch erzielt - das sagte der ukrainische General Oleksander Tarnawskyj, der die Operation leitet, gegenüber CNN. "Auf der linken Flanke [bei Werbowe] haben wir einen Durchbruch erzielt und rücken weiter vor", sagte Tarnawskyj dem US-Sender.

Das Dorf Werbowe liegt in der zu großen Teilen von Russland besetzten ukrainischen Region Saporischschja im Süden des Landes. Zuvor hatte es bereits Berichte gegeben, dass ukrainische Truppen mit gepanzerten Fahrzeugen hinter die russische Hauptverteidigungslinie nahe dem Ort gelangt sind. "Dies ist der erste beobachtete Einsatz ukrainischer Fahrzeuge hinter der russischen Verteidigungslinie", hatte etwa die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) gemeldet.

Der ukrainische General räumte gegenüber CNN allerdings ein, dass seine Truppen in der Gegend langsamer als gedacht vorwärtskommen würden. Der Vorstoß sei "nicht so schnell wie erwartet, nicht wie in den Filmen über den Zweiten Weltkrieg", sagte er. "Das Wichtigste ist, dass wir die Initiative nicht verlieren."

Ort Tokmak strategisch wichtiges Ziel

Seit Ende Juli greifen die Ukrainer immer wieder an diesem Frontabschnitt in der Südukraine an. Zunächst hatten sie sich in Richtung des Ortes Robotyne vorgekämpft und diesen nach eigenen Angaben Anfang September befreit. Werbowe liegt einige Kilometer südöstlich von Robotyne. Einen wirklichen Durchbruch hätte die Gegenoffensive aber erst dann erzielt, wenn es gelänge, den Ort Tokmak zurückzuerobern, sagte Tarnawskyj gegenüber CNN. Bis dahin sind es aber nach derzeitigem Stand weitere rund 20 Kilometer. Tokmak gilt aufgrund seiner Rolle als Verteilzentrum für den russischen Nachschub als strategisch wichtig.

Die Ukraine hofft, in dieser Richtung zum Asowschen Meer vorzudringen. Ein Ziel ist es, die Landverbindung der Russen zur Halbinsel Krim abzuschneiden. Allerdings gibt es noch mehrere russische Verteidigungslinien, und das Meer ist immer noch über 100 Kilometer entfernt. Zu der Frage, ob es noch einen großen Durchbruch geben wird, sagte Tarnawskyj: "Ich glaube ja. Ich denke, das wird nach Tokmak passieren."

"Surowikin-Linie" nicht größtes Problem

Derzeit verließen sich die russischen Truppen in der Gegend auf die Tiefe ihrer Verteidigungslinie, so Tarnawskyj. Das größte Problem beim Vorrücken sei jedoch nicht die ausgebaute "Surowikin-Linie", sondern die "Kreuzungen, Baumlinien und Minenfelder zwischen den Baumlinien". Die "Surowikin-Linie" ist nach dem russischen General Sergej Surowikin benannt, von Oktober 2022 bis Januar 2023 Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine. Nach dem Putsch der Wagner-Söldner Ende Juni war Surowikin lange verschollen und tauchte erst Anfang September wieder öffentlich auf.

Wird der näher rückende Winter die ukrainische Offensive zum Erliegen bringen? Regen im Herbst kann den Boden in der Ukraine schlammig und damit für schwere Fahrzeuge unpassierbar machen. Tarnawskyj rechnet jedoch nicht mit Nachteilen für die Gegenoffensive: Ukrainische Truppen würden in kleinen Gruppen und meist zu Fuß vorrücken.

"Russen lernen recht schnell"

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"Im Moment verwenden weder der Feind noch wir große Formationen, Kompanien, Bataillone oder Brigaden. Wir verwenden Sturmtrupps, Gruppen von 10 bis 15 Mann", erklärte er. "Sie leisten eine gigantische Arbeit, indem sie das feindliche Feuer auf sich konzentrieren und alle Mittel einsetzen, die sie zum Überleben brauchen."

Einer der Gründe für den langsamen Vormarsch der ukrainischen Streitkräfte, so der General, sei die Tatsache, dass Russland aus anderen ukrainischen Offensiven einige Lehren ziehen konnte. "Die Russen lernen recht schnell, denn sie haben keine andere Wahl. Wenn sie nicht lernen, werden sie früher besiegt", so Tarnawskyj.

Quelle: ntv.de, kst

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