Nach 45-jährigem Streit Élysée kippt Flughafenprojekt bei Nantes
17.01.2018, 17:40 Uhr
Bauern, deren Grundstücke im Entwicklungsgebiet liegen, können ihr Land jetzt zurückerhalten.
(Foto: REUTERS)
Mehr als vier Jahrzehnte streiten Behörden, Anwohner und Umweltschützer über Pläne für einen neuen Großflughafen nahe der westfranzösischen Stadt Nantes - nun siegen die Gegner: Die Regierung von Emmanuel Macron kippt das Projekt.
Nach jahrzehntelangem Streit verzichtet Frankreich auf einen neuen Großflughafen bei Nantes im Westen des Landes. Das schon seit den 1960er-Jahren debattierte Vorhaben wird endgültig fallen gelassen, Bauern können ihr Land zurückerhalten, wie Premierminister Edouard Philippe in Paris sagte. Mit Blick auf den örtlichen Widerstand von Anwohnern und Umweltschützern sprach Philippe von einem "Flughafen der Spaltung". Stattdessen solle der bestehende Airport Nantes-Atlantique ausgebaut werden.
Die Kritiker des Projekts hatten während der jahrelangen Proteste gegen das Bauprojekt unter anderem vor einer hohen Lärmbelastung und Gefahren für heimische Arten gewarnt. Rund 150 Aktivisten halten das Gelände seit Langem besetzt und blockieren auch Landstraßen. Der Premier warnte, die Besetzer müssten das Areal nordwestlich von Nantes nun bis zum Frühjahr verlassen, sonst würden Sicherheitskräfte das Gelände räumen. Straßen müssten freigegeben werden.
Die sozialistische Bürgermeisterin von Nantes, Johanna Rolland, warf der Regierung via Twitter "Verrat" und "Missachtung von Demokratie" vor. Umweltschützer begrüßten hingegen den Schritt der seit acht Monaten amtierenden Regierung. Es sei ein "Sieg der Gegner des Vorhabens", erklärte der Chef der Umweltorganisation Greenpeace Frankreich, Jean-François Julliard. Er rief die Regierung dazu auf, nicht mit Gewalt gegen die Besetzer auf dem etwa 16 Quadratkilometer großen Gelände vorzugehen.
Mehrheit war für den Flughafen
"Ich stelle heute fest, dass die Bedingungen für einen erfolgreichen Abschluss des Vorhabens von Notre-Dame-des-Landes nicht gegeben sind", resümierte Philippe. In der Bevölkerung stünden sich Befürworter und Gegner gegenüber. Vorgänger-Regierungen hätten das Konfliktthema nur vertagt, ohne es zu lösen. Eine Eröffnung des Flughafen war ursprünglich schon für 2008 geplant. Bisher gab es keine Bauarbeiten.
Der Flughafen sollte einmal 4,5 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen können. Längerfristig sollten die Kapazitäten verdoppelt werden. Die Einwohner der Region hatten sich bei einem Referendum 2016 mehrheitlich für den Bau ausgesprochen. Bereits 2010 gewann das Unternehmen Vinci eine Ausschreibung. Eine Entschädigung könnte nach Medienberichten eine Höhe von bis zu 350 Millionen Euro erreichen. Philippe äußerte sich dazu nicht.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP