Tote und viele Verletzte Erdogan spricht von "hinterhältigem Anschlag" in Istanbul
13.11.2022, 15:11 Uhr
Rettungskräfte sind vor Ort.
(Foto: RUETERS)
Bei einem Anschlag in Istanbul sterben mehrere Menschen, Dutzende werden verletzt. Laut dem türkischen Vizepräsidenten soll eine Frau eine Bombe gezündet haben. Das Auswärtige Amt rät Menschen, die sich in Istanbul aufhalten, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben.
Bei einer Explosion auf der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal sind mindestens sechs Menschen getötet und 81 Menschen verletzt worden. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von einem "hinterhältigen Anschlag". Der Gouverneur der Metropole, Ali Yerlikaya, habe ihm gesagt, es liege ein "Geruch von Terror" in der Luft. Bemühungen, die Türkei dem "Terrorismus" auszuliefern, würden scheitern, sagte Erdogan weiter. Er wünsche den Opfern des "Bombenattentats" Gottes Barmherzigkeit und den Verletzten schnelle Genesung.
Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay bezeichnete die Explosion als "Terroranschlag". Davon gehe man zum derzeitigen Zeitpunkt aus. Eine Verdächtige habe eine Bombe gezündet, sagte er, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Auch Erdogan hatte erklärt, dass möglicherweise eine Frau eine Rolle bei dem Anschlag gespielt habe. Die Täter würden bestraft werden.
Die Menschen in der Millionenmetropole wurden nach der Explosion dazu aufgerufen, die Gegend zu meiden. Auch umliegende Straßen sollten von Verkehr freigehalten werden, berichtet der Sender TRT unter Berufung auf Behörden. Das Auswärtige Amt riet Menschen, die sich in Istanbul aufhalten, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben. "Meiden Sie in jedem Fall das betroffene Gebiet", schrieb das Amt in einer Aktualisierung seiner Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei.
Fußgängerzone gut besucht
Die Explosion hatte sich am Nachmittag um 16.20 Uhr Ortszeit zugetragen. Zu diesem Zeitpunkt war die Fußgängerzone gut besucht. Auf einem online verbreiteten Video ist ein lauter Knall zu hören. Anschließend sieht man Flammen und Menschen, die die Flucht ergreifen. Auf anderen Bildern, die über die sozialen Medien verbreitet wurden, sind zerborstene Scheiben und auf dem Boden liegende Menschen zu sehen sowie ein großer schwarzer Krater. Die Straße ist ein touristischer Hotspot im europäischen Teil der türkischen Metropole. Rettungskräfte und Polizei waren nach der Explosion in großer Zahl vor Ort im Einsatz. Hubschrauber überflogen Beyoglu und angrenzende Stadtteile am frühen Abend.
In türkischen Medien wurde zunächst nicht über die Explosion berichtet. Die türkische Rundfunkbehörde Rtük verhängte eine vorläufige Nachrichtensperre für Medien. Berichte über die Explosion sollten vermieden werden, um nicht für Angst und Panik in der Bevölkerung zu sorgen, hieß es in dem Schreiben am Nachmittag. Die Sender CNN Türk und TRT etwa unterbrachen daraufhin ihre Berichte über die Explosion auf der beliebten Einkaufsmeile. Die Straße ist ein touristischer Hotspot im Zentrum des europäischen Teils der türkischen Metropole, auf der auch sonntags häufig großes Gedränge herrscht.
Baerbock drückt ihr Mitgefühl aus
Außenministerin Annalena Baerbock drückte nach dem Anschlag in Istanbul ihr Mitgefühl aus. "Furchtbare Bilder kommen aus Istanbul", erklärte die Grünen-Politikerin auf Twitter. "Meine Gedanken sind bei den Menschen, die einfach nur an einem Sonntag auf der Einkaufsstraße Istiklal flanieren wollten und nun Opfer einer schweren Explosion wurden." Auch andere deutsche Politiker äußerten sich betroffen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte Erdogan. "Die Nachricht von der verheerenden Explosion mitten im belebten Istanbul hat mich erschüttert", schrieb Steinmeier. "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer des feigen Anschlags auf der Istiklal Caddesi in Istanbul", twitterte Grünen-Chef Omid Nouripour. "Den Verletzten wünschen ich eine schnelle Genesung."
2016 hatte sich ein Selbstmordattentäter auf der Istiklal in die Luft gesprengt und vier Menschen getötet, 39 weitere wurden verletzt. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte der Attentäter Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Gruppe selbst bekannte sich nicht zu der Tat. Im selben Jahr waren bei einem Selbstmordattentat des IS im historischen Zentrum Istanbuls zwölf Deutsche getötet worden. Auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verübt immer wieder Anschläge in der Türkei.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa