Bei Razzia sichergestellt Ermittler finden "Feindesliste" mit Ärzte-Namen
12.12.2022, 22:11 Uhr
Zivile Polizeifahrzeuge nehmen an der Razzia im "Reichsbürger"-Milieu teil.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei einer großangelegten Razzia heben die Behörden eine gewaltbereite "Reichsbürger"-Gruppe aus. Auf einer handgeschriebenen Liste notiert sich einer der festgenommenen Rädelsführer die Namen von Politikern und Ärzten. Er ist zuvor als militanter Corona-Leugner aufgefallen.
Bei der Razzia im "Reichsbürger"-Milieu haben die Fahnder eine weitere mögliche "Feindesliste" mit Namen von Politikern gefunden. Wie der "Spiegel" berichtete, wurde bei einem der Verhafteten, Marco v. H., eine von Hand verfasste Liste mit Namen von zehn Politikern aus Baden-Württemberg gefunden. Vermerkt hatte er laut dem Bericht jeweils die Adressen der Wahlkreisbüros der Abgeordneten. Das mutmaßliche Mitglied der "Reichsbürger"-Terrorgruppe notierte sich auch die Namen von mehreren Ärzten. Hier sollen jeweils die Adressen ihrer Praxen mit auf den Notizen gestanden haben, schrieb das Magazin mit Verweis auf die Ermittler. Der Zweck der Datensammlung ist bislang unklar.
Marco v. H. ist einer von 25 Männern und Frauen, die in der vergangenen Woche unter Terrorverdacht festgenommen wurden. Er war bei Corona-Protesten in Baden-Württemberg aufgefallen und ist nach Einschätzung von Ermittlern besonders radikal und gewaltbereit. Als Rädelsführer der Gruppe gelten Heinrich XIII. Prinz Reuß und der ehemalige Kommandeur eines Fallschirmjägerbataillons, Rüdiger v. P.
Erste Liste nennt sieben Bundestagsabgeordnete
Zuvor war bereits eine andere mutmaßliche "Feindesliste" bekannt geworden. Auf ihr stehen die Namen von sieben Kabinettsmitgliedern und Bundestagsabgeordneten. Neben Bundeskanzler Olaf Scholz waren darauf auch die Namen von Annalena Baerbock von den Grünen, den Sozialdemokraten Kevin Kühnert und Saskia Esken. Außerdem hielt das Papier die Namen der CDU-Politiker Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen fest.
Über diese Liste waren die betroffenen Politiker in der vergangenen Woche informiert worden. Aufgefunden worden war sie bereits im Frühjahr bei Peter W., einem weiteren mutmaßlichen Mitglied der nun ausgehobenen "Reichsbürger"-Gruppe. W. soll an möglichen Plänen beteiligt gewesen sein, das Reichstagsgebäude zu stürmen und Abgeordnete und Regierungsmitglieder festzunehmen.
Laut "Spiegel" übte Peter W. mit mindestens vier weiteren Terrorverdächtigen das Schießen. Laut der Ermittlungen trainierten die Männer im April auf einer ehemaligen Bundeswehrschießanlage bei Bayreuth, die heute von einem privaten Betreiber geführt wird. Dabei sollen sich die Männer teils unter falschem Namen eingetragen haben.
Quelle: ntv.de, mau