Politik

Beweislage nicht ausreichendErmittler halten "Skandia-Mann" doch nicht für Olof Palmes Mörder

18.12.2025, 13:05 Uhr
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2026 jährt sich das Attentat zum 40. Mal. (Foto: picture alliance / TT NYHETSBYRÅN)

Es schien der große Durchbruch, als 2020 schwedische Ermittler dem Mörder von Ministerpräsident Palme einen Namen und ein Gesicht gaben. Doch die Zweifel waren auch dann noch groß - zu groß, wie die Staatsanwaltschaft nun mitteilt.

Erneute Wende im Mordfall Olof Palme: Der schwedischen Staatsanwaltschaft zufolge ist es falsch gewesen, dass 2020 der mutmaßliche Mörder des früheren Ministerpräsidenten benannt worden ist. Er habe die Umstände geprüft, die den Mann belastet hätten, aber auch die, die gegen seine Täterschaft sprächen, teilte Oberstaatsanwalt Lennart Guné mit. Insgesamt sei er zu der Einschätzung gekommen, dass die Beweislage nicht ausreiche, um den im Jahr 2000 gestorbenen Mann als Tatverdächtigen auszumachen. Die Ermittlungen in dem Fall werden trotzdem nicht neu aufgerollt.

Schwedens damaliger Regierungschef Olof Palme war am 28. Februar 1986 kurz vor Mitternacht gemeinsam mit seiner Frau auf dem Heimweg aus einem Stockholmer Kino, als ihn ein Mann auf offener Straße von hinten mit einem Schuss niederstreckte. Der weit über Schweden hinaus bekannte Sozialdemokrat wurde kurz darauf in einem Krankenhaus für tot erklärt. Seine Frau Lisbet erlitt einen Streifschuss.

Die Tat und die daraufhin nur schleppend anlaufenden Ermittlungen zählen zu den großen Traumata der schwedischen Nation. Der Fall gilt als Schwedens größter Kriminalfall des vergangenen Jahrhunderts und ist für das skandinavische Land in etwa das, was für die USA der Mord an John F. Kennedy war. Auch international war das Interesse enorm.

Im Jahr 2020 waren sich die Ermittler dann letztlich sicher, den mutmaßlichen Täter benennen zu können: einen damals längst gestorbenen Mann namens Stig Engström, der in Schweden oft als "Skandia-Mann" bezeichnet wurde. Weil er bereits seit 2000 tot war, konnte keine Anklage gegen ihn erhoben werden. Die Ermittlungen wurden deshalb vom damals zuständigen Staatsanwalt Krister Petersson eingestellt. "Ich bin der Ansicht, dass wir so weit gekommen sind, wie man es von der Untersuchung verlangen kann", sagte Petersson damals.

Bei Oberstaatsanwalt Guné war in diesem September beantragt worden, den Beschluss zur Verfahrenseinstellung noch einmal zu prüfen. Rein rechtlich sei es aber nicht möglich, Ermittlungen wiederaufzunehmen, solange ihre Einstellung auf dem Tod des Tatverdächtigen beruhe, erklärte Guné. Es sei auch nicht davon auszugehen, dass weitere Untersuchungen die Beweislage entscheidend verändern würden. Näher wollte sich der Staatsanwalt am Nachmittag auf einer Pressekonferenz dazu äußern.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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