Nord-Stream-Anschlag Ermittler stellen Sprengstoffspuren auf Jacht sicher
12.07.2023, 05:07 Uhr Artikel anhören
Am 26. September 2022 kam es zu mehreren Explosionen an den Gaspipelines in der Nähe der dänischen Insel Bornholm.
(Foto: dpa)
Beim Anschlag auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 scheint sich ein Verdacht zu bestätigen: Die Täter haben eine Segeljacht dafür genutzt, wie aus einem gemeinsamen Brief von Deutschland, Schweden und Dänemark an den UN-Sicherheitsrat hervorgeht. Auf weitere wichtige Fragen haben die Ermittler jedoch keine Antwort.
Bei den Untersuchungen zu den Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 haben die Ermittler nach eigenen Angaben Sprengstoffspuren auf einer verdächtigen Segeljacht gefunden. "In den während der Untersuchung vom Boot entnommenen Proben wurden Spuren von Unterwassersprengstoff gefunden", heißt es in einem gemeinsamen Brief der deutschen UN-Botschafterin Antje Leendertse und der Botschafterinnen von Dänemark und Schweden an den UN-Sicherheitsrat in New York. Das auf Montag datierte Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
Darin heißt es weiter, es bestehe der Verdacht, dass die Segeljacht zum Transport des Sprengstoffs genutzt worden sei, der bei der Sabotage der Pipelines eingesetzt wurde. Nach Einschätzung von Experten sei es möglich, dass ausgebildete Taucher den Sprengstoff an den Gaspipelines angebracht haben. Die Doppelröhren sind in einer Tiefe von rund 70 bis 80 Metern auf dem Meeresboden verlegt. Auch "das verdächtige Chartern einer Segeljacht", werde untersucht, da bei Anmietung "die Identität des tatsächlichen Charterers verschleiert wurde". Auch der genaue Kurs des Bootes sei Gegenstand der Ermittlungen.
Die drei Ländervertreterinnen betonten gegenüber dem mächtigsten UN-Gremium, dass die Ermittlungen andauerten: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht möglich, die Identität der Täter und ihre Motive zuverlässig zu klären, insbesondere im Hinblick auf die Frage, ob der Vorfall von einem Staat oder einem staatlichen Akteur gesteuert wurde."
Gecharterte Segeljacht rückt in den Fokus
Am 26. September 2022 waren zunächst Explosionen in der Nähe der dänischen Insel Bornholm registriert und wenig später vier Lecks an drei der vier Leitungen der Pipelines entdeckt worden. Der Betreiber von Nord Stream 1 sprach später von metertiefen Kratern und weit verteilten Trümmern am Meeresgrund. Nord Stream 1 und 2 verlaufen jeweils als Unterwasser-Doppelstrang über eine Strecke von rund 1200 Kilometern von Russland nach Deutschland. Nord Stream 1 lieferte seit 2011 einen erheblichen Anteil des nach Europa importierten Gases.
In Deutschland haben die Ermittler Berichten zufolge eine gecharterte Segeljacht in den Fokus genommen, mit der das Sabotageteam mutmaßlich unterwegs war. ARD, SWR und "Zeit" hatten im März berichtet, dass ein Einsatzkommando den Ermittlern zufolge von Rostock aus in See gestochen sein soll. Spuren sollen demnach auch in die Ukraine führen. So hieß es in dem Bericht, die Jacht sei angeblich von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden, die offenbar zwei Ukrainern gehöre.
Auch von Zwischenstopps der Jacht in Wiek auf Rügen und an der dänischen Insel Christiansø nordöstlich von Bornholm war die Rede. Späteren Medienberichten zufolge handelte es sich um das von einem Vermieter auf der Insel Rügen bereitgestellte Schiff "Andromeda".
Quelle: ntv.de, joh/dpa/rts