Politik

Putin zu Verhandlungen zwingen Ex-Trump-Berater schickt Hilfstrupp in Ukraine

US-Schützenpanzer Bradley bei einer Übung in Polen. Die Fahrzeuge sind in der Ukraine im Kampfeinsatz.

US-Schützenpanzer Bradley bei einer Übung in Polen. Die Fahrzeuge sind in der Ukraine im Kampfeinsatz.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Bislang müssen ukrainische Soldaten sich bei kleineren Reparaturen von Militärgerät telefonisch helfen lassen. Ex-US-Offizier Vindman will nun bis zu 200 Mechaniker an die ukrainische Front schicken. Der ehemalige Berater Trumps plädiert für maximale konventionelle Abschreckung.

Seit Beginn der groß angelegten russischen Invasion vor fast einem Jahr hat die demokratische Allianz bereits Tausende Waffensysteme nach Osteuropa geliefert. Die Artillerie etwa, mit der sich die Ukraine verteidigt, ist bislang eines, wenn nicht das entscheidende Element für das Durchhaltevermögen ihrer Armee. Zuletzt wurde das einmal mehr deutlich, als sie Streuminen verteilte, die einen russischen Panzervorstoß auf die Stadt Wuhledar stoppten.

Waffen benötigen Wartung, und den ukrainischen Streitkräften fehlen teilweise die Kenntnisse und das Personal, um sie eigenständig durchzuführen. Nun will ein ehemaliges Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats der USA selbst mitmischen. Ex-Oberstleutnant Alexander Vindman führt eine Gruppe von früheren Offizieren und Privatleuten an, die spendenfinanziert internationale Mechaniker an die Front schicken wollen, um dort Waffen und Fahrzeuge zu reparieren.

"Gebt uns eure Waffen und die Ukraine wird sich wiederholen, was uns gehört", appellierte Präsident Wolodymyr Selenskyj im Januar an das Weltwirtschaftsforum in der Schweiz. "Die Krim ist unser Land, unser Gebiet." Ob Rückeroberungen gelingen können, hängt auch davon ab, wie effektiv die ukrainische Armee diese Waffen einsetzt. Dazu gehören etwa Schützenpanzer und mobile Artillerie. In den kommenden Monaten kommen verschiedene schwere Kampfpanzer hinzu.

Alexander Vindman will die Ukraine mit einer Privatinitiative unterstützen.

Alexander Vindman will die Ukraine mit einer Privatinitiative unterstützen.

(Foto: REUTERS)

Derzeit können die ukrainischen Soldaten bei den US-Streitkräften in Polen anrufen, wenn es um kleinere Reparaturen und Instandhaltung geht. Um größere Probleme vor Ort schneller lösen zu können, sollen bis zu 200 erfahrene Auftragsmechaniker in die Ukraine reisen, haben die Ex-Militärs geplant. Sie sollen in kleinen Gruppen ukrainischen Einheiten nahe der Front helfen und sie schulen. Der erste Pilottrupp von Vindmans Projekts "Trident Support" soll im März in den Einsatz fliegen. Es ist unklar, ob bereits ausreichend Finanzmittel für weitere Einsätze von Mechanikern vorhanden sind.

Schlüsselrolle in Verfahren gegen Trump

Vindman ist in der Ukraine geboren und kam als Kind in die Vereinigten Staaten. In der US-Armee machte er eine steile Karriere. Unter Ex-Präsident Donald Trump war er im Nationalen Sicherheitsrat mitverantwortlich für Europa. Er war in der Leitung, als Trump das berüchtigte Telefongespräch mit Selenskyj führte und Militärhilfe der USA an Bedingungen knüpfte, die dem Republikaner in seinem Wahlkampf helfen sollten. Der Vorfall führte zum ersten Amtsenthebungsverfahren, in dem Vindman gegen Trump aussagte. Der schmiss ihn daraufhin aus dem Sicherheitsrat. Vindman zog sich wegen Drohungen und Mobbing aus dem Militär zurück.

Im Ukraine-Krieg hat sich Vindman für maximale konventionelle Abschreckung ausgesprochen. Er schlug vor, der Ukraine das komplette militärische Gerät für eine große Gegenoffensive zur Verfügung zu stellen. So soll der russische Präsident Wladimir Putin an den Verhandlungstisch gezwungen werden. In einer Umfrage sprach sich eine überwältigende Mehrheit der Ukrainer dafür aus, nur im Falle eines kompletten Rückzugs Russlands von ukrainischem Territorium - inklusive der Krim - in einen Waffenstillstand einzuwilligen.

Vindman zufolge kann ein Krieg über dieses Jahr hinaus sowie eine blutige finale Auseinandersetzung um die Krim nur dann verhindert werden, wenn Kiew die Fähigkeiten für eine Invasion der Halbinsel erhalte. Der derzeit beschrittene Weg der graduell erhöhten Unterstützung ist dieser Logik nach kontraproduktiv. Im Juni war Vindman in die Ukraine gereist und hat sich mit der dortigen Militärführung sowie Politikern beraten. "Ich bin im ukrainischen Kriegsgebiet, weil ich glaube, dass ich helfen kann", twitterte er damals.

Der Ex-Offizier nennt den Konflikt in der Ukraine das "wichtigste geopolitische Ereignis der vergangenen und womöglich der kommenden 20 Jahre". Er ist besorgt, dass der Ukraine wegen immer größerer Abnutzung irgendwann der militärische Atem ausgehen wird. Dem soll "Trident Support" entgegenwirken. "Verschiedene Arten von Ressourcen werden vor allem in Lager und Stützpunkte in Polen geliefert, und in der Ukraine sind sie so gut wie auf sich allein gestellt", wird Vindman bei "Politico" zitiert.

Logistische Herausforderung

Das Projekt "Trident Support" soll etwa 12 bis 18 Monate lang nötig sein, schätzen die Initiatoren. Die Absicht dahinter ist Vindman zufolge "philantropisch", könnte sich aber zum Geschäftsmodell wandeln, falls die US-Regierung doch noch einsteigt. Die Gruppe umschifft mit ihrem Privatengagement die US-Regierung, die kein eigenes technisches Hilfspersonal in die Ukraine schicken will.

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Die Mechaniker könnten sich in bis zu sechs Stellungen entlang der Front um Wartung und Reparatur kümmern. So soll das Risiko verkleinert werden, dass sie von Russlands Drohnen und Artillerie beschossen werden. Es ist wegen der andauernden Kämpfe und Infrastruktur ohnehin eine logistische Herausforderung, Material aus Polen in die Ukraine zu transportieren.

Eine direkte Beteiligung der USA wäre das Privatprojekt damit nicht, laut Vindman sollen zudem keine US-Bürger engagiert werden. Es gebe viele mögliche Auftragnehmer mit anderen Staatsangehörigkeiten, die Erfahrung mit Waffensystem der USA und anderen NATO-Staaten haben. Bereits jetzt reisen Polen und Tschechen immer wieder über die Grenzen, um den ukrainischen Truppen zu helfen. Und, das weiß auch Vindman, Kiew empfängt jegliche Unterstützung mit offenen Armen.

Quelle: ntv.de

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