Politik

"Ich gehöre zu seinen Mentoren" Extremist "inspirierte" Breivik

30 von 77 Opfern: Die Familien der Toten geben die Bilder frei.

30 von 77 Opfern: Die Familien der Toten geben die Bilder frei.

(Foto: dpa)

Ein Mitglied der "British Defence League" behauptet, ein Mentor des Osloer Attentäters Breivik zu sein. "Ich kann für ihn mit Sicherheit eine Inspiration gewesen sein", sagt der Rechtsextremist. "Aber was er getan hat, ist das pure Böse." Derweil steigt die Zahl der Opfer auf 77. Breiviks Anwalt erklärt, sein Mandant habe weitere Bomben zünden wollen.

Erstmals hat ein britischer Rechtsextremist zugegeben, Verbindungen zum Oslo-Attentäter Anders Behring Breivik gehabt zu haben. Ein früherer Aktivist der extrem rechten Gruppierung British Defence League sagte der "Times", seine strikte Anti-Muslim-Ideologie habe Breivik möglicherweise inspiriert. Sollte dies so gewesen, tue ihm das leid.

Breivik (halbverdeckt im Hintergrund) wird zu einem weiteren Verhör gefahren.

Breivik (halbverdeckt im Hintergrund) wird zu einem weiteren Verhör gefahren.

(Foto: REUTERS)

Er habe direkten Online-Kontakt mit Breivik gehabt, sagte der 35 Jahre alte Paul Ray. Er habe sich aber verbeten, von Breivik als "Freund" auf der Social-Media-Plattform Facebook aufgeführt zu werden. Ray gehörte der britischen Tempelritter-Bewegung an. "Ich gehöre zu seinen Mentoren. Ich kann für ihn mit Sicherheit eine Inspiration gewesen sein", behauptete der Rechtsextremist. "Aber was er getan hat, ist das pure Böse." Was er getan habe, passe nicht zu irgendetwas von dem, womit er zu tun habe.

Breivik plante weiter Anschläge

Eine Woche nach den Doppel-Anschlägen von Norwegen wird das Ausmaß der Wahnsinnstat immer deutlicher. Breivik hatte nach Angaben seines Anwalts weitere Terrorziele im Visier. Verteidiger Geir Lippestad sagte der Zeitung "Aftenposten", der 32-jährige Breivik habe am vergangenen Freitag "noch mehrere Pläne in unterschiedlicher Größenordnung" gehabt. Außer der Bombe im Regierungsviertel der norwegischen Hauptstadt und dem Massaker auf der Insel Utøya habe Breivik beabsichtigt, zwei weitere Gebäude "zu bombardieren".

Die Explosion riss ein riesiges Loch in den Boden des Osloer Regierungsgebäudes.

Die Explosion riss ein riesiges Loch in den Boden des Osloer Regierungsgebäudes.

(Foto: dpa)

Nach Angaben seines Verteidigers wollte der rechtsradikale Breivik vor einer Woche noch weitere Terroranschläge ausführen, verspätete sich aber aus nicht bekannten Gründen. Anwalt Lippestad sagte "Aftenposten", die Pläne seien "genau so konkret" gewesen wie die beiden vollendeten Anschläge. Der Verteidiger teilte mit, dass Breivik vor seinen Anschlägen unter Drogeneinfluss gestanden habe: "Er nahm Drogen, um das zu schaffen, was er dann getan hat."

"Willig, alles zu erklären"

Breivik wurde am Freitagmorgen unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen in einem schwarzen Jeep hinter abgedunkelten Fenstern von der Haftanstalt Ila zu einem erneuten Verhör nach Oslo gebracht. In der dortigen Polizeizentrale wurde er zum zweiten Mal ausführlich von Ermittlern verhört. Polizeisprecher Pål Hjort Kraby bezeichnete den geständigen Attentäter als weiter "ausgesprochen ruhig". Kraby sagte: "Er ist mehr als willig, alles zu erklären." Weitere Angaben wurden nicht gemacht.

In Nesodden wird die 18-jährige Bano Rashid beigesetzt.

In Nesodden wird die 18-jährige Bano Rashid beigesetzt.

(Foto: dpa)

Der Attentäter hatte am vergangenen Freitag um 15.26 Uhr direkt vor dem Osloer Regierungs-Hochhaus eine Autobombe detonieren lassen, durch die acht Menschen starben. Zwei Stunden später begann er auf der 40 Kilometer entfernten Insel Utøya mit einem Massaker an Teilnehmern eines sozialdemokratischen Jugendlagers. Er tötete dort bis zu seiner Festnahme 69 Menschen, wie die Polizei am Freitag mit der Veröffentlichung der letzten Namen endgültig bekanntgab. Damit stieg die Zahl der Opfer auf insgesamt 77. Fast alle waren Teenager im Alter zwischen 14 und 19 Jahren.

Erste Trauerfeiern

Bei einer Trauerfeier in der Zentrale seiner sozialdemokratischen Arbeiterpartei sagte Ministerpräsident Jens Stoltenberg: "Vor genau einer Woche hat das Böse Norwegen getroffen." Er sagte über die Reaktion der Bevölkerung: "Eine ganze Nation und ein politisch geeintes Norwegen antworten auf die Angriffe, in dem sie eine Welle an Demokratie und Engagement schaffen."

Nach dem Massaker gibt es nun die Gewissheit, dass 77 Menschen gestorben sind.

Nach dem Massaker gibt es nun die Gewissheit, dass 77 Menschen gestorben sind.

(Foto: REUTERS)

Die 18 Jahre alte Norwegerin Bano Rashid und der 19- jährige Ismail Haji Ahmed wurden am Freitag als erste Opfer des Massakers beerdigt. Ministerpräsident Stoltenberg besuchte genau eine Woche nach den Anschlägen eine Trauerfeier von Norwegens Islamischer Gemeinde in einer Osloer Moschee.

Hass auf Sozialdemokraten

Der Attentäter hatte das Massaker und die Bombe im Osloer Regierungsbezirk mit seinem Hass auf die Sozialdemokraten und ihre Offenheit für die Zuwanderung aus islamischen Ländern begründet.

Bei dem Begräbnis für Bano Rashid in der Ortschaft Nesodden südlich von Oslo hielt Norwegens sozialdemokratischer Außenminister Jonas Gahr Støre eine der Traueransprachen. Er hob das politische Engagement der Tochter einer kurdischen Zuwandererfamilie aus dem Irak in der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Partei hervor. Rashid war Kandidatin für die Arbeiterpartei bei den Mitte September anstehenden Kommunalwahlen.

Der ebenfalls am Freitag in der Stadt Hamar nördlich von Oslo beerdigte Ismail Haji Ahmed war in Norwegen als Teilnehmer des TV-Wettbewerbes "Norske Talenter" bekanntgeworden. Beide Opfer waren mit Geschwistern zu dem sozialdemokratischen Sommerlager gekommen, die das Massaker überlebten.

Quelle: ntv.de, dpa

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