Filmplakat wirbt mit Alan Kurdi Familie stemmt sich gegen Flüchtlings-Doku
30.06.2019, 16:33 Uhr
Der Vater von Alan Kurdi kam zur Taufe eines Rettungsschiffs von Sea Eye auf den Namen seines Sohnes.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Foto eines toten Zweijährigen an einem türkischen Strand wird 2015 zum Symbolbild der Flüchtlingskrise. Die Familie des Jungen will ihre Fluchtgeschichte nicht medial aufarbeiten. Ein türkischer Regisseur plant dennoch eine Verfilmung - und will diese an Netflix verkaufen.
Die Familie des 2015 ertrunkenen syrischen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi hat entsetzt auf die geplante Verfilmung ihrer Fluchtgeschichte reagiert. Ein solcher Film sei "inakzeptabel", sagte eine Tante des Jungen dem kanadischen Sender CBC. Das Foto vom Leichnam des damals zweijährigen Alan an einem türkischen Strand hatte 2015 weltweit für Erschütterung gesorgt und war zum Symbol für die Flüchtlingskrise geworden.
"Ich bin wirklich untröstlich", sagte die in Kanada lebende Tima Kurdi über Filmplakate eines türkischen Regisseurs, die in den Online-Netzwerken kursieren. Ihre Familie sei nicht um Erlaubnis für den Film gefragt worden.
Auch ihr Bruder, Alan Kurdis im Irak lebender Vater Abdullah, sei gegen den Film. Er könne nicht glauben, dass jemand seinen toten Sohn auf der Filmleinwand zum Leben erwecken wolle, sagte Abdullah Kurdi nach Angaben seiner Schwester.
Mehrere Fotos des Filmplakats kursieren im Netz
Der türkische Drehbuchautor und Regisseur Omer Sarikaya hatte ein Plakat und mehrere Fotos von den Dreharbeiten des Films "Aylan Baby - Sea of Death" ("Baby Aylan - Meer des Todes") in den Online-Netzwerken veröffentlicht. Unter den Schauspielern befindet sich unter anderem der US-Actionfilmstar Steven Seagal. Sarakaya will den Film offenbar an den Streaming-Dienst Netflix verkaufen.
Tima Kurdi, die das Buch "The Boy on The Beach" ("Der Junge am Strand") geschrieben hat, erklärte, ihre Familie habe bereits mehrere Angebote abgelehnt, ihre Flucht von Syrien nach Griechenland verfilmen zu lassen. Sarakaya sagte CBC, in seinem Film gehe es nicht nur um die Geschichte der Familie Kurdi, sondern um die Flüchtlingskrise insgesamt. Der Filmtitel sei deshalb auch "Aylan Baby" und nicht "Aylan Kurdi".
Auf der Instagram-Seite des Regisseurs findet sich indessen noch eine alte Version des Filmplakats mit dem berühmt gewordenen Foto des toten Jungen und dem Filmtitel "Aylan Kurdi - Sea of Death". Die Schreibweise von Alan Kurdis Vorname variiert.
Quelle: ntv.de, mba/AFP