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Immer mehr Jungen und Männer Fast ein Drittel der Asylbewerber ist minderjährig

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Diese unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge holte die Bundesregierung 2020 aus einem Lager in Griechenland.

Diese unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge holte die Bundesregierung 2020 aus einem Lager in Griechenland.

(Foto: imago images/localpic)

Asylbewerber in Deutschland sind meist jung und männlich - so weit, so bekannt. Neue Zahlen des BAMF zeigen nun ein genaueres Bild. Demnach sind Minderjährige die größte Gruppe unter den Erstantragsstellern. Außerdem zeigt sich, dass der Anteil junger Männer am Gesamtvolumen wieder zunimmt.

Kinder und Jugendliche sind die größte Gruppe unter den Asylbewerbern in Deutschland, wie aktuelle Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zeigen. Demnach waren 31,4 Prozent aller Erstantragssteller noch keine 18 Jahre alt. Gut 12 Prozent waren demnach sogar jünger als 4 Jahre. Unter den Jugendlichen zwischen 11 bis unter 18 Jahren gibt es dabei ein starkes Übergewicht von Jungen und jungen Männern. Bei den jüngeren Kindern halten sich Jungen und Mädchen in etwa die Waage. Die Anträge stellen in der Regel die Eltern.

Die nächstgroße Altersgruppe schließt sich direkt daran an: Ein Viertel (25,1 Prozent) der Antragsteller war zwischen 18 und 25 Jahren alt. Die beiden jüngsten Altersgruppen machen also gut die Hälfte aller Erstanträge in diesem Jahr aus. Nur etwa 10 Prozent waren 40 Jahre oder älter. Insgesamt wurden laut BAMF zwischen Januar und November 304.581 Asylanträge gestellt, davon 71,4 Prozent von Männern und Jungen. Fast zwei Drittel der Anträge kamen von Menschen aus Syrien, der Türkei und Afghanistan.

Minderjährige können selbst keinen Asylantrag stellen. Sind sie allein ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen, könne das ein Vormund wie das Jugendamt übernehmen, heißt es beim BAMF. Wie viele der minderjährigen Antragssteller im laufenden Jahr unbegleitet waren, geht aus dem BAMF-Bericht nicht hervor. In einem Bericht des Familien- und Jugendministeriums heißt es, am 31. Oktober des Vorjahres seien 17.657 unbegleitete Minderjährige in der Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe gewesen.

Die Zahlen zeigen außerdem, dass nur in drei Jahren seit 1953 mehr Asylanträge in Deutschland gestellt wurden. Mit Folgeanträgen waren es 2023 von Januar bis November insgesamt knapp 326.000. Nur 1992 (438.000), 2015 (477.000) und 2016 (746.000) lag die Zahl (inklusive Folgeanträge) höher. Die Flüchtlinge aus der Ukraine in den Jahren 2022 und 2023 flossen nicht in die Statistik ein - vermutlich, weil sie nicht vom BAMF erfasst werden mussten.

Anteil junger und jüngerer Männer steigt

Aus den BAMF-Aufstellungen geht außerdem hervor, dass der Anteil von Männern zwischen 16 und 40 Jahren in den vergangenen fünf Jahren stark gestiegen ist. Von Januar bis November 2023 gehörte etwa die Hälfte der Erstantragsteller (50,7 Prozent) dieser Gruppe an. 2019 und 2020 war es nur etwas mehr als ein Viertel (26,2 und 26,6 Prozent).

Ähnlich hoch war der Anteil der jüngeren männlichen Asylbewerber zuletzt in den Jahren 2015 und 2016, in denen er laut BAMF bei 47,4 beziehungsweise 42,9 Prozent lag. Damals gab es allgemein einen hohen Männeranteil bei den Anträgen. Auch in diesem Jahr haben vor allem Männer (71,7 Prozent) Asyl in Deutschland beantragt.

In den Jahren 2018 bis 2020 war das Geschlechterverhältnis dagegen ausgeglichener. Eine einzelne Ursache für den starken Anstieg des Anteils jüngerer männlicher Asylbewerber gebe es nicht, stellt der Migrationsexperte Marcus Engler vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung fest. "Grundsätzlich sind lange und gefährliche Fluchtrouten eine zentrale Erklärung für das Gender-Ungleichgewicht", sagt er.

Welches Alter oder Geschlecht die meisten Asylantragsteller haben, werde von den Herkunftsländern beeinflusst, schreibt dazu das BAMF. Die Zusammensetzung ändere sich von Jahr zu Jahr. Seit etwa 2020 nimmt in Deutschland der Zugang von Flüchtlingen aus Afghanistan und Syrien wieder zu, wie BAMF-Zahlen zeigen. Wenn mehr Menschen aus solchen Ländern kämen, die eine lange und gefährliche Fluchtroute erfordern, kämen damit auch oft mehr Männer, erklärt Engler.

Dem Forscher zufolge könnte die Situation in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban ein Erklärungsfaktor für die Daten sein. Außerdem machte eine härtere Grenzpolitik in der Türkei und Griechenland die Flucht gefährlicher und teurer, was ebenfalls zu mehr Männern auf den Routen führen könne.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa

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