Politik

Macron setzt auf AbschreckungFrankreich führt freiwilligen Wehrdienst ein

27.11.2025, 15:33 Uhr
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"Wir brauchen eine Mobilisierung, um uns zu verteidigen", sagt Macron bei einem Kasernenbesuch. (Foto: AFP)

Als Reaktion auf die russische Aggression will Frankreichs Präsident die Berufsarmee stärken. Dafür greift Macron auf ein Freiwilligenmodell zurück. Der Dienst soll zehn Monate dauern, der Sold beträgt 800 Euro. Im Notfall könnte die Regierung auf einen Pflichtdienst umschalten.

Frankreich führt ab dem kommenden Jahr einen freiwilligen Militärdienst ein, der in Krisenzeiten in eine allgemeine Wehrpflicht umgewandelt werden kann. Nach einem Start mit 3000 Freiwilligen soll der Militärdienst bis 2030 schrittweise auf 10.000 jährliche Freiwillige und bis 2035 auf 50.000 Freiwillige ausgeweitet werden, kündigte Präsident Emmanuel Macron bei einem Kasernenbesuch in Varces bei Grenoble an. Mit ihrem zehnmonatigen Dienst sollten die jungen Leute Frankreichs Berufsarmee den Rücken stärken.

"In dieser unsicheren Welt muss sich dieses hybride Modell, das für alle Eventualitäten gerüstet ist, durchsetzen", sagte Macron. "Wir brauchen eine Mobilisierung, eine Mobilisierung der Nation, um uns zu verteidigen, nicht gegen diesen oder jenen Feind, sondern um bereit zu sein und respektiert zu werden."

Militärdienst kann in Krisenzeiten Pflicht werden

Der neue freiwillige Dienst richtet sich hauptsächlich an junge Menschen im Alter von 18 bis 19 Jahren, die sich dazu an einem jährlich organisierten Tag der Mobilisierung melden könnten. Die geeignetsten Bewerber werden dann von der Armee ausgewählt. "Im Falle einer größeren Krise können das Parlament und die Regierung beschließen, über die Freiwilligen hinaus auch diejenigen einzubeziehen, deren Kompetenzen während dieses Mobilisierungstages festgestellt wurden, und dann würde der nationale Dienst obligatorisch werden", sagte Macron.

Nach einer einmonatigen Grundausbildung sollen die Freiwilligen für neun Monate einer Militäreinheit zugeteilt werden, wo sie die gleichen Aufgaben wie die aktive Armee erfüllen und diese entsprechend ihren operativen Bedürfnissen verstärken, sagte Macron. Der Einsatz sei aber strikt auf Frankreich beschränkt, eine Teilnahme an Missionen im Ausland ist nicht vorgesehen.

800 Euro Sold geplant

Die Freiwilligen erhalten neben Kost und Logis einen monatlichen Sold von 800 Euro sowie im Anschluss Hilfe bei der Arbeitssuche. Nach ihrem Dienst werden die Freiwilligen zu Reservisten und können sich auch für einen Einstieg in die Berufsarmee entscheiden. Für die Einführung des neuen Dienstes müsse die Armee ihre Infrastruktur und die Kasernen ausbauen sowie genügend Militärkräfte für die Ausbildung parat haben, sagte Macron. Für all das werde ein Budget von zwei Milliarden Euro reserviert.

In Frankreich ist die Wehrpflicht seit 1997 faktisch abgeschafft. Übrig blieb lediglich ein Verteidigungstag, der für 18-Jährige verpflichtend ist. Zudem gibt es bereits zahlreiche Angebote freiwillig zeitlich begrenzten Militärdienst zu leisten. Diese Angebote richten sich jedoch in erster Linie an junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, ins Berufsleben zu finden. Die französische Berufsarmee hat einen Frauenanteil von 17 Prozent und umfasst derzeit etwa 200.000 Soldatinnen und Soldaten.

Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP

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