Wohnungslose schaffen Skulpturen "Frierende Hosen" gehen so bald nicht weg
11.02.2021, 22:06 Uhr
Wenn die Temperaturen steigen, werden die Hosen einknicken und zusammensacken.
(Foto: picture alliance/dpa)
Wie eingefroren stehen sie da - eine Reihe Jeans in Hannover. Mit den vor Kälte erstarrten Hosen wollen Wohnungslose deutlich machen, wie lebensfeindlich das Wetter in Deutschland gerade ist. Den trotz intensivierter Hilfsangebote ist die Lage für Menschen ohne Obdach im Moment doppelt schwer.
Mit starr gefrorenen Jeanshosen wollen wohnungslose Menschen in Hannover auf ihre Not bei den eisigen Temperaturen aufmerksam machen. Die Aktion "Frierende Hosen" verdeutliche die Lage derjenigen, die bei Wind und Wetter unterwegs seien und bei Eiseskälte die Nächte im Freien verbringen, teilte der Verein Werkheim mit. Der Verein arbeitet den Angaben zufolge im Verbund der Diakonie und bietet 214 Plätze für wohnungslose Männer an. Auch gehe es um Hilfe bei der Überwindung sozialer Schwierigkeiten, die Kreativwerkstatt des Werkheims biete den Menschen zudem Möglichkeiten, ihre Tage zu strukturieren.
Mit ihrer Installation bringen die Betroffenen steifgefrorene Jeanshosen vor dem Gebäude des Werkheims zum "Laufen", wie der Verein mitteilte. Die Werkheim-Bewohner gestalteten demnach die "frierenden Hosen" und versahen sie mit Begriffen, die sie mit ihrem Leben auf der Straße verbinden. Die Installation sei nur für kurze Zeit zu sehen - werde es wärmer, würden die Hosen einknicken und zusammensacken.
Die Coronavirus-Pandemie verschärft die Situation zusätzlich, wie es etwa von der Diakonie hieß, dem Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirchen. "Aus Hygienegründen können die Einrichtungen nicht so belegt werden wie in den Zeiten vor Corona - wir wissen von Fällen, in denen Betroffene Notunterkünfte aus Angst vor einer Corona-Ansteckung meiden", erklärte Sandra Schuhmann, Vorständin beim Diakonischen Werk Bayern.
Die Diakonie forderte die Kommunen deshalb auf, Notunterkünfte durchgehend zu öffnen und auch andere Gebäude wie Turnhallen oder leerstehende Hotels zu nutzen. Helferinnen und Helfer haben vielerorts ihren Einsatz für Obdachlose verstärkt und versorgen Bedürftige mit warmem Essen, Getränken, Kleidung, Schlafsachen und Hygieneartikeln. In Berlin hält die Kältehilfe derzeit 1426 Plätze für Obdachlose bereit - so viele wie noch nie. "Es ist eine neue Marke, sie ist aber auch nötig, weil sich die Bedingungen erheblich verschärft haben", sagte der Sprecher der Berliner Sozialverwaltung. Durch die Corona-Krise seien viele Möglichkeiten, sich aufzuwärmen oder Geld zu verdienen, weggefallen. Hinzu komme jetzt noch die extreme Kälte.
In Hannover dürfen sich Bedürftige seit Dienstag tagsüber in der Volkshochschule aufhalten. Das Angebot gilt zunächst aber nur bis zum 13. Februar und wurde durch die Bereitschaft von Ehrenamtlichen möglich. Die Diakonie bedankte sich für das soziale Engagement in vielen Städten und Gemeinden. "Ich bitte aber auch alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, wachsam zu sein und den Notruf zu wählen, wenn Sie den Eindruck haben, jemand droht zu erfrieren", sagte der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke.
Quelle: ntv.de, lwe/dpa