Brände, Plünderungen, Schüsse Gewalt eskaliert in Ferguson
25.11.2014, 13:50 Uhr
In der US-Stadt Ferguson kommt es zu einer Welle der Gewalt. Nach dem Jury-Urteil, den Todesschützen eines schwarzen Jugendlichen nicht vor Gericht zu stellen, protestieren Hunderte. Mehrfach wird auf Polizisten geschossen, Häuser und Autos brennen.
Bei schweren Krawallen in Ferguson sind zahlreiche Gebäude angezündet und Geschäfte geplündert worden. Anlass der Ausschreitungen war die Entscheidung einer Jury, kein Verfahren gegen einen weißen Polizisten einzuleiten, der einen schwarzen Teenager erschossen hatte. In dem Vorort von St. Louis im US-Staat Missouri stünden mindestens 15 Läden in Flammen, berichtet der Sender CNN.
Der Polizeichef des Bezirks St. Louis, John Belmar, sagte, es seien zahlreiche Schüsse auf Beamte abgegeben worden, die Polizei habe aber nicht geschossen. Es sei zudem niemand getötet oder ernstlich verletzt worden. Insgesamt wurden demnach zwölf Gebäude in Flammen gesetzt. Demonstranten warfen mit Flaschen und Ziegelsteinen auf Polizeifahrzeuge und schaukelten Streifenwagen, bis sie umkippten. Auch mehrere Autos brannten.
Mehr Gewalt als erwartet
Schwere Rauchwolken standen über der Stadt, Flammen schossen in den nächtlichen Himmel. Demonstranten bewarfen CNN-Reporter mit Steinen und forderten den Abzug der Medien. Die Polizei setzte Tränengas ein. MSNBC sprach von Rauchbomben.
Feuerwehrmänner, die zum Löschen ausgerückt seien, mussten von einem brennenden Gebäude wieder abrücken, nachdem Schüsse fielen. Das Luftfahrtamt FAA schloss wegen Schüssen in Flughafennähe den Luftraum über der Stadt. Hunderte Demonstranten besetzten eine Schnellstraße, die dann von Polizisten abgeriegelt wurde.
Die Polizei war in Kampfanzügen im Einsatz. Die Gewalt habe ein schlimmeres Ausmaß angenommen als erwartet, sagte Belmar. Die Polizei habe 29 Menschen festgenommen.
Die Unruhen griffen zudem auf andere Städte über. Proteste seien auch aus New York, Chicago und der Bundeshauptstadt Washington sowie aus Oakland in Kalifornien und Philadelphia gemeldet worden, berichtet der Sender NBC.
Obama fordert Mäßigung
Der Bürgermeister von Ferguson sowie der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, riefen die Bewohner zur Besonnenheit auf. Auch US-Präsident Barack Obama forderte Mäßigung. "Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt", sagte er. Die Polizei rief er dazu auf, friedliche Proteste mit Vorsicht und Zurückhaltung zu begleiten. Zugleich verteidigte er das Urteil der Geschworenenkammer. "Wir sind eine Nation, die auf dem Rechtsstaatsprinzip gründet", sagte er in Washington. "Wir müssen diese Entscheidung akzeptieren, die von der Jury zu treffen war."
Die Eltern des erschossenen Jugendlichen Michael Brown appellierten ebenfalls an die Demonstranten, friedlich zu bleiben: "Auf Gewalt mit Gewalt zu antworten, ist keine angemessene Reaktion." Zugleich kritisierte die Familie die Entscheidung der Jury. "Wir sind zutiefst enttäuscht, dass sich der Killer unseres Kindes nicht den Konsequenzen seiner Taten stellen wird", ließen seine Eltern über ihren Anwalt mitteilen.
Der Polizist Darren Wilson hatte Brown am 9. August nach einer Auseinandersetzung erschossen. Der Tod des 18-Jährigen hatte in der 20.000-Einwohner-Stadt schwere Unruhen ausgelöst. Trotz der Entscheidung der Jury könnte der Fall für Wilson ein juristisches Nachspiel haben, denn die Bundesbehörden ermitteln weiter gegen den Beamten.
Die Polizei hatte sich bereits vor der Jury-Entscheidung auf neue Ausschreitungen in dem Vorort der Metropole St. Louis vorbereitet. Der Gouverneur rief vergangene Woche den Notstand aus und mobilisierte die Nationalgarde.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP