Auch Angriffe auf Nothelfer UN-Bericht: Russland jagt Zivilisten in der Ukraine mit Drohnen
28.10.2025, 08:34 Uhr Artikel anhören
Die Drohnenangriffe trügen zur Abwanderung aus Frontgebieten bei, berichtet die UN.
(Foto: AP)
Russland greift laut einem UN-Bericht gezielt Zivilisten in der Ukraine mit Drohnen an. Die Angriffe seien systematisch und dienten dazu, Menschen aus Frontlinien zu vertreiben. Eine Frau aus Cherson wurde sogar in ihrer Garage von einer Drohne verfolgt.
Russland jagt nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen ukrainische Zivilisten gezielt mit Drohnen. Ziel sei es, die Menschen aus Gegenden in der Nähe der Frontlinie zu vertreiben, heißt es in einem Bericht der Unabhängigen Internationalen Untersuchungskommission für die Ukraine. Er soll diese Woche der UN-Generalversammlung vorgelegt werden. Demnach werden Zivilisten über weite Strecken von Drohnen verfolgt und manchmal bei der Suche nach Schutz mit Brandbomben oder Sprengstoff angegriffen. "Diese Angriffe wurden als Teil einer koordinierten Strategie begangen, um Zivilisten aus diesen Gebieten zu vertreiben", heißt es in dem 17-seitigen Dokument.
Die Untersuchung fußt auf Interviews mit 226 Personen sowie auf der Sichtung Hunderter verifizierter Online-Videos. So sei eine Frau aus Cherson im August 2024 von einer Drohne verfolgt worden, als sie ihr Auto parkte. Als sie in ihrer Garage Schutz suchte, sei sie von der Drohne angegriffen und verletzt worden. Noch am selben Tag hätten zwei weitere Drohnen ihr Haus getroffen, das sie daraufhin verlassen habe.
Teilweise nur noch ältere und behinderte Menschen in Frontnähe
Die Angriffe seien über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr in drei Regionen im Süden der Ukraine nahe der Frontlinie und gegenüber den russischen Streitkräften auf der anderen Seite des Flusses Dnipro erfasst worden.
"Es kann keinen Zweifel daran geben, dass diese Drohnenpiloten mit Absicht handeln", sagte der Vorsitzende der Untersuchungskommission, Erik Mose. "Sie verfolgen wirklich Menschen, sei es in ihren Gärten, zu Hause oder auf der Straße."
Einige der von den UN-Ermittlern Befragten sagten, sie fühlten sich gejagt. Die Drohnenangriffe hätten zu einem starken Bevölkerungsrückgang in einigen Gebieten geführt. Mancherorts seien nur noch ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen zurückgeblieben. Auch Feuerwehrleute, Sanitäter und andere Ersthelfer seien angegriffen worden, wodurch die lokale Bevölkerung von Notdiensten abgeschnitten werde.
Russland bestreitet, in der Ukraine Zivilisten ins Visier zu nehmen, obwohl seine Streitkräfte seit Beginn der Invasion vor dreieinhalb Jahren Tausende von ihnen getötet haben. Auch die Ukraine hat zivile Infrastrukturziele in Russland und in den von Russland besetzten Teilen der Ukraine angegriffen, wenn auch in weitaus geringerem Umfang.
Quelle: ntv.de, lwe/rts