Politiker sieht keine Verfehlung Gönner schenkte Fillon teure Luxus-Anzüge
13.03.2017, 06:40 Uhr
Der Anzug sitzt. Bezahlt hat ihn aber möglicherweise nicht François Fillon selbst.
(Foto: AP)
Darf ein Präsidentschaftskandidat kostspielige Geschenke annehmen? Dieser Frage muss sich François Fillon derzeit stellen. Der Franzose bekam teure Anzüge gespendet, ist sich jedoch keiner Schuld bewusst.
Der angeschlagene französische Präsidentschaftskandidat François Fillon hat von einem Freund Luxus-Anzüge im Wert von mehreren tausend Euro als Geschenk angenommen. In einem Interview mit der Zeitung "Les Echos" gab Fillon zu, dass er die Anzüge angenommen habe, sah darin aber nichts Verwerfliches: "Ein Freund hat mir die Anzüge im Februar angeboten. Na und?"
Sein Privatleben werde derzeit bis in den kleinsten Winkel durchleuchtet und "diese Behandlung ist mir vorbehalten", sagte Fillon in dem Gespräch. "Ich weiß nicht, wer darauf aus ist, mir zu schaden". Das sei jedoch das einzige Ziel.
Die Sonntagszeitung "Le Journal du dimanche" hatte berichtet, dass ein "spendabler Freund" zwei Anzüge für Fillon mit einem auf den 20. Februar datierten Scheck über 13.000 Euro bei einem Pariser Nobel-Schneider bezahlt habe. "Ich habe auf Bitten von François Fillon bezahlt", zitierte das Blatt den Gönner. Der Vorgang sei aus dem Umfeld des konservativen Kandidaten bestätigt worden.
Boten bezahlten Anzüge
Insgesamt habe Fillon seit 2012 bei dem Schneider Anzüge im Wert von 48.500 Euro gekauft, berichte "Le Journal du dimanche". 35.500 Euro davon seien "in bar" bezahlt worden. Das Geld sei in der Regel von einer jungen Frau überbracht worden. Im Februar seien dann 13.000 Euro von dem Freund per Scheck bezahlt worden. Der Spender bat das Blatt um Anonymität und ergänzte in einer Spitze gegen Fillon: "Übrigens, ohne das geringste Dankeschön seither."
Der lange als klarer Präsidentschaftsfavorit gehandelte 63-Jährige ist wegen einer Scheinbeschäftigungsaffäre um seine Ehefrau in den Umfragen abgestürzt. Für diesen Mittwoch ist Fillon von Ermittlungsrichtern vorgeladen. Dabei droht ihm die Eröffnung eines Verfahrens - er selbst weist die Vorwürfe zurück.
Der konservative Politiker liegt bei den Wahlabsichten inzwischen mit klarem Abstand hinter der Rechtspopulistin Marine Le Pen und dem parteilosen Mitte-Kandidaten Emmanuel Macron auf dem dritten Platz und würde damit den Einzug in die Stichwahl verfehlen. Die beiden Runden zur Wahl des künftigen französischen Staatschefs finden am 23. April und 7. Mai statt.
Quelle: ntv.de, lsc/AFP/dpa