Politik

Reaktionen auf Schäubles Tod "Großer Staatsmann" und "herausragender Parlamentarier"

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
"Wichtigster Mentor und väterlicher Freund", schrieb etwa Ex-Gesundheitsminister Spahn.

"Wichtigster Mentor und väterlicher Freund", schrieb etwa Ex-Gesundheitsminister Spahn.

(Foto: picture alliance / Flashpic)

Der Tod von Wolfgang Schäuble löst tiefe Trauer und Mitgefühl in der deutschen Politik aus. Weggefährten und Freunde würdigen ihn als einen bedeutenden Politiker und wichtigen Ratgeber. Er habe das Land mehr als ein halbes Jahrhundert geprägt. Deutschland habe ihm viel zu verdanken.

CDU-Chef Friedrich Merz hat bestürzt auf den Tod von Wolfgang Schäuble reagiert. Die Nachricht "erfüllt mich mit großer Trauer", schrieb der im Onlinedienst X. "Ich verliere mit Wolfgang Schäuble meinen engsten Freund und Ratgeber, den ich in der Politik je hatte." Seine Gedanken seien bei der Familie, insbesondere der Frau Ingeborg. Schäuble war nach Angaben seiner Familie am gestrigen Abend gestorben. Er wurde 81 Jahre alt. CSU-Chef Markus Söder teilte mit, dass Schäuble "große Verdienste um Deutschland erworben" habe. Die Partei werde ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, Schäuble habe "Historisches" für Deutschland erreicht. "Wolfgang Schäuble war ein Glücksfall für die deutsche Geschichte. Er war visionär und verlor nie das Wesentliche aus dem Blick. Das Ziel der Einheit unseres Landes verfolgte Wolfgang Schäuble ebenso beharrlich wie das Zusammenwachsen Europas", sagte das Staatsoberhaupt. Schäuble sei "der geborene Homo Politicus" gewesen, der über alle Parteigrenzen hinweg größten Respekt genoss. "Ein reiches Leben ist nun zu Ende gegangen - das Werk dieses herausragenden Staatsmannes und Menschen wird Bestand haben. Wir werden Wolfgang Schäuble nicht vergessen. Er hat sich um Deutschland und Europa verdient gemacht", sagte Steinmeier weiter.

"Wolfgang Schäuble hat unser Land mehr als ein halbes Jahrhundert geprägt: als Abgeordneter, Minister und Bundestagspräsident", erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz auf X, dem ehemaligen Twitter. "Mit ihm verliert Deutschland einen scharfen Denker, leidenschaftlichen Politiker und streitbaren Demokraten." Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt bezeichnete Schäuble als Ausnahmepolitiker und klugen Kopf. "Gespräche mit ihm waren eine wahre Freude. Deutschland hat ihm viel zu verdanken."

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht in Wolfgang Schäubles Tod einen schweren Verlust für Deutschland und Europa. "Nicht nur Wolfgang Schäubles Intellekt und seine Disziplin waren herausragend, sondern auch sein tiefer Respekt vor dem demokratischen Diskurs und seine Fähigkeit, sich immer wieder auf Neues einzulassen", schrieb sie auf der Plattform X. Schäuble habe durch seine Taten und sein Vorbild wie kaum ein anderer die bundesdeutsche Demokratie geprägt und stets groß und weit voraus gedacht. "Ich werde seinen weisen Rat vermissen."

In einem Brief an die Unionsfraktion schrieb Merz: "Wir verlieren mit Wolfgang Schäuble einen herausragenden Parlamentarier, der seinen Wahlkreis Offenburg mehr als 51 Jahre im Deutschen Bundestag vertreten hat. Als Bundesinnenminister und als Bundesfinanzminister hat Wolfgang Schäuble über viele Jahre hohe Staatsämter ausgeübt", hießt es in dem ntv vorliegenden Schreiben an die Abgeordneten weiter. "Als Bundestagspräsident hat er unser Parlament umsichtig und anspruchsvoll zugleich nach innen und nach außen repräsentiert. Unser Land verliert mit Wolfgang Schäuble eine über Jahrzehnte prägende Persönlichkeit der deutschen und europäischen Politik."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser würdigte Schäuble als einen großen Staatsmann. "Er verkörperte das demokratische Nachkriegsdeutschland wie wenige andere," erklärte sie. Als damaliger Bundesinnenminister war er ein Architekt der Deutschen Einheit, der den Einigungsvertrag verhandelt und im August 1990 unterzeichnet hat. Sein Wort hatte großes Gewicht."

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck würdigte Schäubles Kampf für den Erhalt der parlamentarischen Demokratie. Durch seine Erfahrung sei er eine Institution gewesen, teilte Habeck bei Instagram mit. "Wolfgang Schäuble ging es immer um einen inhaltlichen Kern. Bewundert habe ich, wie er nach dem Attentat alle Kraft aufbrachte und voller Mut und Energie sein Leben lebte. Besonders war, dass er stets neugierig blieb, eigene Positionen im Licht der Gegenwart bewerten konnte und Neues einzuordnen suchte. Das hat mich immer wieder beeindruckt", schrieb Habeck. "In den letzten Jahren wurde er zum Gedächtnis und Gewissen der Konservativen und seiner Partei und zum leidenschaftlichen Kämpfer für den Erhalt unserer parlamentarischen Demokratie."

Der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn schrieb, dass Europa einen großen Staatsmann verliere. "Ich verliere meinen wichtigsten Mentor und einen väterlichen Freund." CDU-Bundesschatzmeisterin Julia Klöckner erklärte, sein Tod lasse innehalten und mache traurig. "Wolfgang Schäuble war ein Ausnahmemensch, ein beeindruckender Denker und Redner, ein loyal-kritischer Kollege. Er hat unser Land geprägt als Minister, als Bundestagspräsident, als Politiker, der gewissenhaft Pflicht und Dienst erfüllte."

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt würdigte Schäuble als meinungsstarken und verlässlichen Menschen. Sie "habe seine Stärke im Argument geschätzt, die Streitbarkeit, nicht immer das Beharren, aber immer die Offenheit im Gespräch zu bleiben, auf hohem Niveau und herausfordernd." Sein politisches Erbe "bleibe Auftrag für alle politisch Verantwortlichen: die parlamentarische Demokratie nie für selbstverständlich zu halten", schrieb sie bei X.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer schrieb, niemand habe die Bundesrepublik "mit seinem politischen Sachverstand & Scharfsinn so lange geprägt wie Wolfgang Schäuble. Er war Architekt der Dt. Einheit & hat das Land sicher durch eine schwere Finanzkrise geführt. Wir haben einen der größten Diener unseres Landes verloren."

Ex-Innenminister Thomas de Maizière hat Schäuble als "Freund und geschätzten Kollegen" gewürdigt. "Er hat unser Land geprägt, gestaltet und manchen Sturm ausgestanden. Wolfgang Schäuble war ein Patriot im besten Sinne des Wortes. Er war klug, belesen, kultur- und insbesondere musikbegeistert", führte de Maizière aus. "Er war unerbittlich diszipliniert sich selbst gegenüber, konnte streng zu anderen sein, aber genauso auch warmherzig und zugewandt. Unabhängig und unbequem im Denken war er immer loyal und verschwiegen." Schäuble sei "ein glänzender Redner und ein Meister von Andeutungen" gewesen. "Dieser große Deutsche wird fehlen - auch mir."

Mehr zum Thema

Der Zentralrat der Juden würdigte Schäuble als jemanden, der sein Leben in den Dienst des Landes gestellt habe. Er sei ein enger Freund der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland gewesen, hieß es ebenfalls bei X.

Schäuble wurde während des Zweiten Weltkriegs am 18. September 1942 in Freiburg geboren, studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und war seit 1972 ununterbrochen Mitglied des Deutschen Bundestages. Unter Regierungschef Helmut Kohl war er Chef des Bundeskanzleramtes, bevor er von 1989 bis 1991 Bundesinnenminister wurde. Von 1989 bis 2021 war Schäuble Mitglied im Bundesvorstand der CDU und von 1998 bis 2000 Parteichef, bis ihn Angela Merkel ablöste. Im Jahr 2005 wurde Schäuble erneut Innenminister, bevor er 2009 das Bundesfinanzressort bis 2017 übernahm und Deutschland dabei durch die Finanz- und Euroschuldenkrise steuern musste. Anschließend war er bis 2021 Präsident des Deutschen Bundestags. Seit einem Anschlag bei einer Wahlveranstaltung am 12. Oktober 1990 war Schäuble teilweise gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen