Politik

Watschn für künftigen CSU-Chef Guttenberg zweifelt an Söders Eignung

Zu Guttenberg ätzt über Söder.

Zu Guttenberg ätzt über Söder.

(Foto: REUTERS)

Einen Monat vor der anstehenden Wahl zum neuen CSU-Chef, macht Karl-Theodor zu Guttenberg Stimmung gegen seinen Parteikollegen Markus Söder. Er zweifelt offen dessen Eignung für den Posten an.

Es sind einige Weihnachtswatschn für Markus Söder, die diesem über die Feiertage hinaus weh tun dürften. Ausgerechnet Karl-Theodor zu Guttenberg, in Teilen der CSU bis heute verehrter früherer Verteidigungsminister, nimmt den bayerischen Ministerpräsidenten einen Monat vor seiner Wahl zum CSU-Chef auseinander. Damit macht sich zu Guttenberg zum Sprecher all derjenigen, die sich vor der Allmacht Söders fürchten - eigene Ambitionen bestreitet der Baron aber.

Zu Guttenberg meldete sich via "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zu Wort und gab ein Interview, das mit Gemeinheiten gegenüber dem bayerischen Regierungschef und designierten CSU-Vorsitzenden gespickt ist.

So fordert zu Guttenberg die Partei zu einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber dem Mann auf, der bald so viel Macht hat wie einst Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber oder Horst Seehofer. "Die CSU muss sich vergewissern, wie tragfähig diese Lösung auf Dauer ist und inwieweit sich der neue Parteivorsitzende für diese große Aufgabe eignet.

Ein Haudrauf ohne nötigen Intellekt

Markus Söder steht unter Beschuss.

Markus Söder steht unter Beschuss.

(Foto: REUTERS)

Zu Guttenberg zweifelt ganz offen an Söders Eignung - er sieht nur "Elemente" des nötigen Könnens, die er für den CSU-Vorsitz mitbringt, aber nichts Umfassendes. "Die großen CSU-Vorsitzenden haben sich alle durch eine große Bandbreite ausgezeichnet - da muss Markus Söder noch hineinwachsen."

An das Format eines Strauß oder Waigel reiche er bislang nicht heran. Vor allem außenpolitisch hält er Söder für blass. Es fehle ihm an eigenen Positionen, aber auch an der Bereitschaft zu reisen. Zu Guttenberg warnt, dass ohne eine Kursänderung Söders "die Regionalisierung der CSU" droht. Gerade diese Warnung dürfte für Aufsehen sorgen, die auf Bayern beschränkte CSU trägt die Sorge vor einem Bedeutungsverlust wie einen Minderwertigkeitskomplex in sich.

Schon als zu Guttenberg CSU-Generalsekretär und Söder ehrgeiziger Landesminister war, gerieten die beiden immer wieder aneinander. Zu Guttenberg warf Söder wiederholt im kleinen Kreis vor, ein Haudrauf ohne den nötigen Intellekt zu sein - in der "FAZ" warf er ihm nun in ähnlichem Duktus vor, beim Thema Migration "mit einer plumpen Rhetorik" gearbeitet zu haben. Eine Volkspartei müsse beides erreichen - den Stammtisch und die intellektuelle Diskussion.

Pikanter Zeitpunkt für Kritik

Was die Motivlage für den unerwarteten Vorstoß zu Guttenbergs ist, bleibt unklar. In seiner fränkischen Heimat, aber auch etwa im aus Niederbayern stammenden CSU-Europapolitiker Manfred Weber hat zu Guttenberg Vertraute. Es stellt sich die Frage, ob der der einstige Hoffnungsträger gebeten wurde, den vermutlich ohne Gegenkandidaten am 19. Januar zur Wahl als CSU-Chef stehenden Söder in die Schranken zu weisen.

Zu Guttenberg selbst hatte im Bundestagswahlkampf im vergangenen Jahr mit überfüllten Redeauftritten gezeigt, welche Anziehungskraft er noch immer ausübt. In jüngster Zeit gelang dies ähnlich Friedrich Merz mit seiner nur knapp gescheiterten Kandidatur um den CDU-Vorsitz. Doch mit Merz will zu Guttenberg sich nicht verglichen wissen. "Ich hatte vorher keine Ambitionen und habe sie auch jetzt nicht", bestritt er Comebackpläne.

Pikant ist der Zeitpunkt, den zu Guttenberg für seine Äußerungen wählte. Am Mittwochabend sollte die Weihnachtsfeier der CSU für Journalisten stattfinden. Vor genau sechs Jahren nahm auf dieser Feier Seehofer seinen damaligen Kronprinzen Söder kräftig auseinander und warf ihm "charakterliche Schwächen", einen "pathologischen Ehrgeiz" und "zu viele Schmutzeleien" vor.

Diese öffentlich diskutierten Zweifel an ihm als Person glaubte Söder nach dem gegen Seehofer gewonnenen Machtkampf überwunden. Nun werden sie ihn nach dem Vorstoß zu Guttenbergs sicherlich wieder einige Zeit begleiten.

Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, AFP

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