Medikament für Teenager bestellt Haftstrafe für Mutter wegen Hilfe bei Abtreibung
23.09.2023, 13:56 Uhr Artikel anhören
In Nebraska sind Versuche, Abtreibungen komplett zu verbieten, bislang vom Parlament zurückgewiesen worden.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Seit der Oberste Gerichtshof in den USA das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt hat, verschärft sich die Debatte in den USA zusehends. Der Fall einer Mutter aus Nebraska, die ihrer minderjährigen Tochter bei einer Abtreibung half, schürt Ängste, in welchen Maß betroffene Frauen und Unterstützer belangt werden können.
Im US-Bundesstaat Nebraska ist eine Mutter zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden, nachdem sie ihrer Tochter bei einer Abtreibung geholfen hatte. Wie die "New York Times" mit Verweis auf die Staatsanwälte berichtete, hatte die 42-Jährige Abtreibungsmedikamente im Internet bestellt und ihrer damals 17-jährigen Tochter gegeben, die sich in der Endphase ihrer Schwangerschaft befand. Im Anschluss hätten Mutter und Tochter die sterblichen Überreste des Fötus vergraben.
Dem Bericht der "New York Times" zufolge lehnte das Gericht einen Antrag der 42-Jährigen auf eine Bewährungsstrafe ab. Sie habe die Überreste des Fötus "wie Abfall von gestern" behandelt, hieß es demnach in der Begründung. Im Juli war die Tochter bereits zu einer 90-tägigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.
Die Ermittlungen gegen Mutter und Tochter begannen, noch bevor der Oberste Gerichtshof im Juni 2022 das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt hatte. Dennoch schürte der Fall Ängste davor, in welchen Maß Frauen und Unterstützer bei Abtreibungen belangt werden könnten.
Gericht verbietet Versand von Abtreibungspille
Die in den USA ohnehin hitzige geführte Debatte über Abtreibung hatte sich nochmals verschärft, als der Oberste Gerichtshof im vergangenen Sommer sein Grundsatzurteil von 1973, "Roe v. Wade", aufgehoben hatte. Dies sah ein verfassungsmäßiges Recht auf Abtreibung vor. Stattdessen ist die Entscheidung darüber nun den Bundesstaaten überlassen. Seitdem sind Schwangerschaftsabbrüche einer Statistik von Abtreibungsbefürwortern zufolge in mindestens 15 von 50 Bundesstaaten verboten worden.
Zuletzt hatte ein Gericht den Zugang zur Abtreibungspille Mifepriston eingeschränkt. Das Medikament soll demnach nicht mehr per Post verschickt werden dürfen, entschied das Fünfte US-Berufungsgericht in New Orleans. Auch eine Verschreibung ohne persönlichen Praxisbesuch beispielsweise nach einem Telefonat soll nicht mehr möglich sein. Die Anordnung gilt aber nicht sofort, weil das Medikament nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs während des laufenden Berufungsverfahrens weiter erhältlich sein muss.
Quelle: ntv.de, mbo/AFP/dpa