Politik

Start des Nominierungsparteitags Harris rechnet mit schmutzigem Wahlkampf

US-Präsident Trump streut Zweifel an Harris' Berechtigung, für das Amt der Vizepräsidentin kandidieren zu dürfen.

US-Präsident Trump streut Zweifel an Harris' Berechtigung, für das Amt der Vizepräsidentin kandidieren zu dürfen.

(Foto: AP)

Der US-Wahlkampf startet in die heiße Phase. Einen Vorgeschmack auf das, was noch kommt, gab Amtsinhaber Trump vergangene Woche, als er Zweifel an der designierten Vizekandidatin Harris säte. Diese bereitet sich auf weitere Lügen, Täuschung und "schmutzige Taktiken" vor.

Die designierte demokratische Kandidatin für das US-Vizepräsidentenamt, Kamala Harris, stellt sich auf "schmutzige Taktiken" des Wahlkampfteams von Donald Trump ein. "Sie werden Lügen benutzen, sie werden Täuschung benutzen", sagte Harris der Online-Plattform "The Grio". "Sie werden den Versuch unternehmen, von den wirklichen Problemen abzulenken, die das amerikanische Volk betreffen." Sie und Joe Biden, der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, seien darauf vorbereitet.

Die mögliche Stellvertreterin Bidens war in dem Interview darauf angesprochen worden, dass Trump vergangene Woche einer als rassistisch kritisierten Verschwörungstheorie neuen Raum verschafft hatte. Der konservative Jurist John Eastman hatte im Magazin "Newsweek" in einem Gastbeitrag bezweifelt, dass Harris Vizepräsidentin werden dürfe, weil ihre Eltern bei ihrer Geburt noch keine US-Bürger gewesen seien. Die Senatorin aus Kalifornien kam 1964 als Tochter von Einwanderern aus Jamaika und Indien in der US-Stadt Oakland zur Welt.

Trump war bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus am Donnerstag danach gefragt worden und widersprach den Zweifeln nicht. Am Samstag wurde er erneut darauf angesprochen. Er wisse nichts darüber, er habe lediglich einen "schnellen Artikel" darüber gelesen, sagte Trump. "Das ist nichts, was ich verfolgen werde." Gleichzeitig lobte er - erneut - den Autor des Textes.

Die auch im Internet kursierende Behauptung erinnert an die Bewegung der "Birther", die den Geburtsort von Ex-Präsident Barack Obama und damit seine Qualifikation fürs höchste Staatsamt infrage gestellt hatten. Eine der prominentesten Vertreter der Theorie, wonach Obama in Kenia geboren worden sein soll, war Trump selbst. Obama, erster schwarzer Präsident, kam im US-Bundesstaat Hawaii zur Welt.

Bidens Vorsprung in Umfragen schrumpft

Zweieinhalb Monate vor der Präsidentschaftswahl beginnen die US-Demokraten am Montag in Milwaukee ihren viertägigen Nominierungsparteitag. Bei der sogenannten National Convention im Bundesstaat Wisconsin unter dem Motto "Amerika vereinen" soll Ex-Vizepräsident Biden offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden. Harris wird offiziell Kandidatin für die Vizepräsidentschaft. Wegen der Corona-Pandemie findet der Parteitag allerdings weitgehend virtuell statt. Weder die Parteidelegierten noch die Redner reisen nach Milkwaukee.

Jeden Abend wird ein zweistündiges Programm mit Reden, Musik und Videos ausgestrahlt. Als Redner auftreten werden unter anderem die früheren Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama. Biden hält seine Nominierungsrede am Donnerstag. Die Republikaner von Präsident Trump halten ihren Parteitag in der darauffolgenden Woche in Charlotte im Bundesstaat North Carolina ab.

Zum Start des Wahlkampfs holt Trump seinen Rückstand in Umfragen langsam auf. Das ergibt laut CNN eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts SSRS unter 1108 Wählern zwischen dem 12. und 15. August. Die Umfrage wurde durchgeführt, nachdem Biden am vergangenen Dienstag bekannt gegeben hatte, sich für Harris als Vize-Kandidatin entschieden zu haben. 50 Prozent der befragten Wähler gaben an, Biden und Harris unterstützen zu wollen. 46 Prozent sprachen sich für Trump und seinen Vize Mike Pence aus. Zum Vergleich: Anfang Juni hatten in der Umfrage noch 55 Prozent angegeben, Biden zu unterstützen. Trump lag bei lediglich 41 Prozent. In 15 sogenannten Swing States, in denen die Wählermehrheiten immer wieder wechseln, sieht die Umfrage Biden und Trump Kopf an Kopf (49 zu 48 Prozent).

Die Webseite FiveThirtyEight, die zahlreiche Umfragen auswertet und daraus einen Durchschnitt bildet, sieht Biden derzeit landesweit bei 51 Prozent der Stimmen, Trump bei 43 Prozent. Landesweite Befragungen haben wegen des komplizierten Wahlsystems in den USA begrenzte Aussagekraft. Für einen Sieg ist nicht die Mehrheit der Wählerstimmen, sondern eine Mehrheit von 270 Wahlleuten aus den Bundesstaaten ausschlaggebend. Trump war es 2016 überraschend gelungen, die drei Swing States Pennsylvania, Michigan und Wisconsin zu gewinnen. Selbst wenn er zwei davon in diesem Jahr verlöre, käme er auf ausreichend Wahlleute - vorausgesetzt, er kann alle anderen Bundesstaaten halten, in denen er sich 2016 durchgesetzt hatte.

Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP

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