Debatte um AKW-Laufzeiten Hier stehen die deutschen Atomkraftwerke
29.07.2022, 16:21 Uhr
Die Bundesregierung überprüft derzeit eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke.
(Foto: Armin Weigel/dpa)
Ab 2022 soll die Kernenergie keinen Beitrag mehr zum Strommix leisten. Doch die drohende Gasknappheit stürzt Deutschland in eine Debatte über eine AKW-Laufzeitverlängerung. Sechs Kernkraftwerke sind derzeit im Gespräch. Wo stehen die verbliebenen deutschen Meiler?
Niedrige Gasspeicherstände, eingeschränkte Lieferungen über Nord Stream 1 und stark gestiegene Gaspreise: Weil im Winter das Gas knapp zu werden droht, wird seit Wochen darüber diskutiert, die deutschen Atomkraftwerke länger laufen zu lassen. Es handelt sich hierbei um die drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerke: Emsland in Niedersachsen, Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg. Dazu hält der TÜV-Verband eine rasche Wiederinbetriebnahme der im vergangenen Jahr stillgelegten drei Atomkraftwerke, Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C, sicherheitstechnisch für machbar und unbedenklich.
Die drei verbliebenen AKWs müssten nach geltendem Recht zum Jahresende abgeschaltet werden. Zusammen erzeugten sie nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in diesem Jahr rund 6,4 Prozent des Stroms in Deutschland (Stand 26. Juli, 10.04 Uhr). Erdgas trug im gleichen Zeitraum 10,1 Prozent zum Strommix bei, erneuerbare Energien hatten mit 51,6 Prozent den größten Anteil. Der in diesem Jahr durch Kernkraft erzeugte Strom könnte bei durchschnittlichem Verbrauch fast 4,5 Millionen Vier-Personen-Haushalte ein Jahr lang versorgen.
Die Atomkraftwerke Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C waren Ende 2021 im Zuge des schrittweisen Atomausstiegs vom Netz gegangen. Zur Wiederinbetriebnahme der drei bereits abgeschalteten AKW sagte TÜV-Vertreter Joachim Bühler, natürlich sei der Aufwand für den Weiterbetrieb hier größer als bei den noch aktiven Kernkraftwerken.
Bei den verbliebenden AKWs wird derzeit über einen Streckbetrieb diskutiert, das ist jedoch nicht einfach: Die Bundesministerien für Umwelt und Wirtschaft waren in einer Prüfung im März zum Ergebnis gekommen, dass die drei Meiler mit den vorhandenen Brennstäben nach dem 31. Dezember nur dann weiterlaufen könnten, wenn ihre Stromerzeugung vorher gedrosselt würde. Die Ministerien hatten von einem Weiterbetrieb abgeraten. Der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) zufolge wäre ein Streckbetrieb für mindestens 80 Tage realisierbar.
Bei den stillgelegten Kernkraftwerken müssten "einige Prüfungen und Sicherheitschecks" erfolgen, auch der Zustand der Brennelemente müsste gesondert geprüft werden, sagte der Geschäftsführer des TÜV-Verbands. Allerdings habe in den vom Netz genommenen Kernkraftwerken noch "kein Rückbau" stattgefunden. "Sie wurden auch nicht in Teilen demontiert."
Quelle: ntv.de, cls/dpa