Mit Transit-Trick am Flughafen Immer mehr Kubaner beantragen Asyl in Deutschland
23.07.2023, 15:21 Uhr Artikel anhören
Bei einem Zwischenstopp an deutschen Flughäfen melden sich laut" Bild" etliche Kubaner bei der Polizei und beantragen Asyl.
(Foto: picture alliance/dpa)
Immer mehr Menschen aus Kuba stellen in Deutschland ein Gesuch auf Asyl. Allein bis Juli dieses Jahres hat sich die Zahl verachtfacht. Die Bundespolizeigewerkschaft spricht von einem "simplen Trick" - und will nun das Asyl- und Schengenrecht überprüfen.
Die Bundesregierung beobachtet einen deutlichen Anstieg der Asylgesuche von kubanischen Staatsangehörigen. In diesem Jahr seien bis zum 2. Juli 607 Gesuche gezählt worden - nach 73 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das Bundesinnenministerium bestätigte einen aktuellen Bericht der "Bild am Sonntag". Eine Ministeriumssprecherin erklärte, dass dabei meistens das sogenannte Transitprivileg ausgenutzt worden sei. "Es wird angenommen, dass der wesentliche Grund für den Anstieg der transitvisumfreien Durchreisen am Flughafen Frankfurt am Main die wirtschaftliche und strukturelle Lage auf Kuba sein könnte."
Nach Angaben der "Bild am Sonntag" funktioniert das so: Die Kubaner kaufen ein Flug-Ticket zu einem Reiseziel, für das sie kein Visum brauchen, zum Beispiel Belgrad oder Dubai - mit Zwischenstopp in Frankfurt. Dort melden sie sich bei der Polizei und verlangen Asyl. Transit-Passagiere brauchen in Frankfurt kein Visum.
Laut Ministerium schlug sich aber etwa die Hälfte der Asylgesuche von Kubanern im laufenden Jahr bislang nicht in Asylanträgen nieder. Die Betroffenen hätten sich nach der Äußerung ihres Asylgesuchs gegenüber der Bundespolizei und der Erfassung ihrer biometrischen Daten nicht bei der zuständigen Stelle gemeldet, um einen Asylantrag zu stellen.
Der Chef der DPolG-Bundespolizeigewerkschaft, Heiko Teggatz, sagte "Bild": "Es kann nicht sein, dass durch einen simplen Trick, nämlich einen Transitflug, der Schengener Grenzkodex ausgehebelt werden kann. Asyl- und Schengenrecht gehören dringend auf den Prüfstand." Das Bundesinnenministerium teilte dazu mit: "Die Bundesregierung prüft derzeit ergebnisoffen geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung des Phänomens, wie beispielsweise Beförderungsverbote oder Einsatz von spezialisierten Beamten der Bundespolizei."
Quelle: ntv.de, can/dpa