Ringen um Bedeutung Indiens Kongresspartei wählt nach langer Zeit Nicht-Ghandi
19.10.2022, 15:07 Uhr
Mallikarjun Kharge soll die Kongress-Partei in den Wahlkampf für die Abstimmung 2024 führen.
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In gut eineinhalb Jahren wird in Indien ein neues Parlament gewählt. Die einst mächtige Kongresspartei ist inzwischen ohne großen Einfluss. Erstmals seit 24 Jahren hat sie nun eine Spitze, die nicht der Ghandi-Familie entstammt. Doch deren Mitglieder ziehen wohl weiter die Strippen.
Erstmals seit fast einen Vierteljahrhundert hat Indiens Kongress-Partei einen Vorsitzenden, der nicht der Gandhi-Dynastie angehört. Der 80-jährige ehemalige Minister Mallikarjun Kharge wurde von den Mitgliedern zum Nachfolger von Sonia Gandhi an die Spitze der einst mächtigen Partei gewählt. Die Kongress-Partei war vor 75 Jahren entscheidend am Erlangen der Unabhängigkeit Indiens beteiligt, ist in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend in die politische Bedeutungslosigkeit abgerutscht.
Kharge ist ein Politikveteran, und war bereits Eisenbahnminister und Arbeitsminister. Er soll nun die Kongress-Partei bei der nächsten Parlamentswahl 2024 zum Sieg führen. Es wird allerdings erwartet, dass Sonia und Rahul Gandhi hinter den Kulissen weiter die Strippen ziehen werden. Kharge gewann die Wahl zum Parteichef gegen den 66-jährigen Shashi Tharoor, der sich im Wahlkampf für "Veränderung" eingesetzt hatte.
Die Kongress-Partei regierte Indien über Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit 1947. Die Gandhi-Familie ist nicht mit Unabhängigkeitsheld Mahatma Gandhi verwandt, sondern besteht aus Nachkommen des ersten Premierministers des Landes, Jawaharlal Nehru. Nehru war der Vater von Premierministerin Indira Gandhi, die 1984 bei einem Attentat ums Leben kam. Ihr Sohn, Rajiv Gandhi, wurde 1991 bei einem Selbstmordanschlag getötet.
Die Bharatiya Janata Partei (BJP) des amtierenden Premierministers Narendra Modi hat die vergangenen beiden Wahlen mit großem Vorsprung gewonnen. Nach der letzten Niederlage 2019 trat Parteichef Rahul Gandhi zugunsten seiner Mutter Sonia Gandhi zurück, die den Posten erstmals im Jahr 1998 übernommen hatte.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP