Nach Haftstrafe wegen Spionage Iran lässt Britin frei, aber nicht gehen
07.03.2021, 17:38 Uhr
Nazanin Zaghari-Ratcliffe besitzt die britische und die iranische Staatsbürgerschaft.
(Foto: picture alliance / empics)
Der Iran wirft Nazanin Zaghari-Ratcliffe unter anderem Spionage vor und verurteilt sie zu einer fünfjährigen Haftstrafe. Diese ist nun vorüber, die Britin von der Fußfessel befreit. Doch der nächste Prozess folgt schon kommende Woche.
Die britische Staatsbürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe darf sich nach Ende ihrer ersten fünfjährigen Haftstrafe im Iran wieder frei bewegen. Ihr seien die Fußfesseln entfernt worden, doch sie erwarte ein weiterer Prozess nächste Woche wegen Propaganda gegen das iranische Regime, sagte ihr Anwalt Hodschat Kermani der Nachrichtenagentur ISNA.
Der britische Außenminister Dominic Raab forderte, der 42-Jährigen müsse sofort die Heimreise zu ihrer Familie in Großbritannien erlaubt werden. "Wir begrüßen die Entfernung von Nazanin Zaghari-Ratcliffes Fußfessel, aber wie der Iran sie weiterhin behandelt, ist nicht zu tolerieren", twitterte Raab. Die britische Abgeordnete Tulip Siddiq, in deren Wahlkreis der Wohnort von Zaghari-Ratcliffe liegt, sagte, die 42-Jährige werde als erstes ihre Eltern im Südiran besuchen.
Da Zaghari-Ratcliffe weitere Anklagen bevorstehen, ist es nach Angaben des "Guardian" unwahrscheinlich, dass sie ihren Reisepass zurückbekommt, den sie für die Rückkehr nach Großbritannien benötigen würde.
Ihr Ehemann Richard Ratcliffe sagte der Zeitung zufolge, dass die Fußfessel abgenommen werde, um den ersten Fall abzuschließen und formale Schritte von Seiten Großbritanniens abzuwenden. "Aber sie ist nächste Woche wieder vor Gericht für den neuen Fall. Sie bleibt für sie also ein Druckmittel."
Die Inhaftierung Zaghari-Ratcliffes, die auch die iranische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte in den vergangenen Jahren zu einer diplomatischen Krise zwischen dem Iran und Großbritannien geführt. Zaghari-Ratcliffe war 2016 nach einem Besuch bei ihren Eltern verhaftet worden. Der 42-Jährigen wurde unter anderem Spionage vorgeworfen. Die Projektmanagerin der Thomson-Reuters-Stiftung soll mit einem ausländischen Netzwerk versucht haben, das Regime im Iran zu stürzen. Obwohl die Britin alle Anklagepunkte gegen sich vehement zurückwies, wurde sie von einem Revolutionsgericht zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt.
Quelle: ntv.de, chf/dpa